Kärntens Martinz tritt zurück - als Landesrat, nicht als ÖVP-Chef

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Kärntens ÖVP-Landesparteiobmann Josef Martinz steht eine Anklage bevor. Sein Nachfolger wird Landesparteisekretär Achill Rumpold. Nach einem möglichen Freispruch will Martinz allerdings in das Amt zurückkehren.

Klagenfurt/Wien/Ib/Apa. Zweimal hatte die Justiz die Ermittlungen in der Causa Birnbacher eingestellt. Nach einer Anzeige der Grünen wurden sie allerdings ein drittes Mal aufgenommen – und diesmal steht auch dem Kärntner ÖVP-Chef Josef Martinz laut eigenen Aussagen die Anklage bevor. Das ist der Grund, warum er am Montag seinen Rücktritt als Landesrat bekannt gegeben hat: „Um die Arbeit der Landesregierung nicht mit dem bevorstehenden Prozess zu belasten, habe ich ganz bewusst diesen klaren Schritt des vorübergehenden Ausscheidens aus der Landesregierung gesetzt“, so Martinz in einer Aussendung. Mit Betonung auf „vorübergehend“ – sein Nachfolger wird zwar Landesparteisekretär Achill Rumpold, nach einem möglichen Freispruch will der ÖVP-Chef aber in das Amt zurückkehren.

Hintergrund der Ermittlungen: Martinz und der damalige Landeshauptmann Jörg Haider beauftragten 2007 den Villacher Steuerberater von Martinz, Dietrich Birnbacher, den Verkauf der Landesanteile an der Hypo Alpe Adria Bank an die Bayerische Landesbank zu „begleiten“. Birnbacher erhielt für sechs Seiten Gutachten sechs Millionen Euro, ursprünglich waren ihm zwölf Millionen versprochen worden. Beauftragt wurde er quasi von Privatpersonen, bezahlt allerdings von der Kärntner Landesholding. Ein vom Gericht bestellter Gutachter bezifferte den Wert der Arbeit schließlich mit nur 200.000Euro. Gegen Martinz wird wegen Untreue und Amtsmissbrauch ermittelt.

Ihm sei unverständlich, wie es zur Anklage habe kommen können, sagte Martinz. „Mein Kollege raste in den Tod, ich habe jetzt einen Schauprozess am Hals.“ Aber die Staatsanwaltschaft Klagenfurt wollte die Aussage von Martinz auf „Presse“-Anfrage nicht bestätigen: Der Vorhabensbericht liege beim Justizministerium – es sei noch nicht entschieden, ob Anklage erhoben werde.

Bundes-ÖVP verteidigt den Teilrückzug

Martinz legte nur seine Regierungsämter nieder – den Posten als ÖVP-Chef behält er. In der Bundes-ÖVP hat man kein Problem damit, dass Martinz ÖVP-Chef bleibt: „Martinz legt hohe moralische Maßstäbe bei sich selbst an – im Gegensatz zu anderen Mitgliedern der Landesregierung“, hieß es auf Anfrage der „Presse“ aus der Bundespartei.

Der Kärntner FPK-Obmann Uwe Scheuch – der wegen Amtsmissbrauch erstinstanzlich verurteilt wurde – bedauert den Rücktritt Martinz'. Doch er lehnt Neuwahlen ab: „Wir haben stabile politische Verhältnisse und eine funktionierende Koalition.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2012)

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