Das zweite Hilfspaket dürfte von 130 auf 145 Milliarden aufgestockt werden. Athen fordert Schuldenerlass der EZB. Das meiste Geld, das ins Ausland überwiesen wurde, ging übrigens nach Großbritannien.
Athen/Ag. Aus Angst vor einem Staatsbankrott und der Wiedereinführung der Drachme horten Griechen Eurobargeld. Laut Finanzminister Evangelos Venizelos haben die Griechen seit 2009 insgesamt 65 Milliarden Euro von ihren Bankkonten abgehoben, 16 Milliarden davon seien ins Ausland geflossen, „49 Milliarden sind in Schließfächern, Truhen, Kellern und Dachböden oder unter dem Bett versteckt worden“. Das meiste Geld, das ins Ausland überwiesen wurde, ging übrigens nach Großbritannien (5 Mrd.).
Indessen ringt die griechische Regierung weiter um eine Einigung über einen Schuldenschnitt mit Banken, Versicherungen und Fonds. Venizelos fordert, dass sich auch die Europäische Zentralbank, die dem Vernehmen nach Schuldtitel mit einem Nennwert von 55 Milliarden Euro hält, am Forderungsverzicht beteiligt. Die Einbindung der EZB sei notwendig, um die Verschuldung des Landes bis 2020 auf 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung zu senken. Der Finanzminister deutete an, dass ein Abkommen mit den nationalen Notenbanken des Eurosystems – und nicht direkt mit der EZB – erreicht werden könnte.
Da Griechenland nun offenbar mit dem geplanten nächsten Hilfspaket von 130 Milliarden Euro von Europartnern und IWF nicht das Auslangen findet, wird gleichzeitig über eine Aufstockung spekuliert. In Brüssel war von einer Anhebung des Hilfspakets auf 145 Milliarden Euro die Rede. Die zusätzlichen Mittel seien vor allem für die Rekapitalisierung der Bankenbranche des Landes nach dem geplanten Schuldenschnitt nötig. Ein für Montag geplantes EU-Finanzministertreffen zu Griechenland wurde am Freitag abgesagt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2012)