Die goldenen Rettungsboote werden bemannt

Symbolbild
Symbolbild(c) REUTERS (YURIKO NAKAO)
  • Drucken

Mitteleuropäer, die nicht ins Ausland flüchten können, stecken ihr Geld vermehrt in Gold. Gold gilt weltweit als solide Krisenwährung. Es wird in jedem Land der Welt akzeptiert und von jeder Kultur geschätzt.

Leïla Trabelsi, die Frau des Ex-Diktators Ben Ali, war bei den Tunesiern immer als raffgierig verschrien. Was sie sich kurz vor ihrer Flucht Mitte Jänner 2011 herausnahm, war dennoch ein dickes Ding. Einem Bericht der französischen Tageszeitung „Le Monde“ zufolge, marschierte Trabelsi damals höchstpersönlich zur tunesischen Zentralbank und verlangte nach Goldbarren. Nach vielen Goldbarren.

Insgesamt 1,5 Tonnen Gold erbeutete sie in diesen letzten Tagen des Regimes ihres Mannes. Der Ben-Ali-Clan flüchtete nach Saudiarabien – mit dem Gold. Als ihr Palast wenig später gestürmt wurde, fand man nur noch Papier: Dollar, Euro, Yen und Franken in Hülle und Fülle. Nur das Gold, das war weg.

Die Episode illustriert die Bedeutung, die Gold trotz gegenteiliger Beteuerungen durch Notenbanker als freies Geld hat. Gold gilt weltweit als solide Krisenwährung. Es wird in jedem Land der Welt akzeptiert und von jeder Kultur geschätzt. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise legt das gelbe Metall ständig an Bedeutung zu. Dies steht in direktem Zusammenhang mit den „Rettungsaktionen“ der Zentralbanken. Egal, ob Federal Reserve, Europäische Zentralbank, Bank of England oder Bank of Japan – sie haben nur eine Wahl: Papiergeld drucken.

Gold ist Geld.
Diese Inflationierung der Geldmenge birgt Gefahren – im schlimmsten Fall könnten die Rettungsmaßnahmen sogar schlimmere Folgen nach sich ziehen als die Krise selbst. Gerade in Deutschland und Österreich ist die Erinnerung an die Hyperinflation in der Zwischenkriegszeit noch lebendig. Aber Mitteleuropäer haben nicht viele Möglichkeiten, ihr Geld in Sicherheit zu bringen.

Die Menschen können nicht nach Österreich flüchten, wenn sie schon dort leben. Also suchen sie nach anderen Möglichkeiten, ihr Geld in Sicherheit zu bringen: Immobilien, Aktien, Wald- und Ackerland, Kunst, manche kaufen sogar teure Weine. Aber nur Gold kann behaupten, Geld zu sein. Deswegen ist es keine Überraschung, dass der Hunger nach physischem Gold in Mitteleuropa weiter wächst.

Die Münzhändler verzeichnen seit 2008 Rekordabsätze. Weltweit stieg die Nachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen 2011 um 36 Prozent. Die drei wichtigsten Käuferregionen sind China, Indien sowie das deutschsprachige Mitteleuropa: Österreich, Deutschland, Schweiz. Weltweit wurden nach den Daten des Branchendienstes „Thomson Reuters GFMS“ vergangenes Jahr rund 2000 Tonnen Gold verkauft.

Und das, obwohl physisches Gold bis zu 30 Prozent mehr kostet als Papierderivate, die den Goldpreis nachvollziehen. Die Menschen suchen die Sicherheit des Metalls: „Der Goldbestand wächst eben wesentlich langsamer als die Geldmengen der Währungen“, sagt Ronald Stöferle, Goldexperte der Erste Group in Wien: „Es gibt einen glasklaren Trend weg vom Panikkauf, hin zur ständigen Akkumulation.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.