Ohrfeige von links

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Nazijägerin Beate Klarsfeld geht gegen Gauck ins Rennen ums Präsidentenamt.

Berlin 1968, Parteitag der CDU. Eine junge Frau springt aufs Podium, ruft „Nazi, Nazi, Nazi!“ und schlägt Kanzler Kiesinger ins Gesicht. Von da an weiß alle Welt, dass dieser ein hoher NSDAP-Funktionär war – eine Ohrfeige macht Geschichte. Berlin 2012: Die „Linke“ fühlt sich doppelt geohrfeigt, weil sie von der Kür des Präsidenten ausgeschlossen wurde und nun den Kommunistenschreck Gauck schlucken soll. Sie holt zum symbolischen Gegenschlag aus und nominiert die Aktionistin von einst zu ihrer Kandidatin. Die heute 73-jährige Beate Klarsfeld lebt mit ihrem französischen Mann Serge, Kindern, Enkeln, Katzen und Hunden in Paris. In einem hartnäckigen Kampf um Gerechtigkeit führte sie Nazischergen der Justiz zu: Barbie, Brunner, Lischka (den sie sogar eigenhändig entführte). In aller Welt mit Orden überhäuft, blieb Klarsfeld das Bundesverdienstkreuz verwehrt. Als Nestbeschmutzerin gilt sie zwar nicht mehr. Aber dass sie 2005 zur „taz“ sagte, sie hätte auch Mord für ihr Anliegen in Kauf genommen, macht sie nur eingeschränkt präsidiabel. Doch für eine kräftige Ohrfeige mit der Linken reicht ihre Nominierung allemal. gau

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2012)

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