Ein Lob der roten Basis

Die steirischen Jungsozialisten wollen ein bundesweites Verbot des kleinen Glücksspiels durchsetzen. Gut.

Sie begleiten den Niedergang von Straßen und Vierteln: die Wettlokale mit ihren Automaten, Süchtigen und absurd vielen Türen. Das kleine Glücksspiel beschert den Ländern durch den Verkauf von Lizenzen Einnahmen, die wie in den vergangenen Jahren dann wieder großzügig ausgegeben werden. Das Land Niederösterreich etwa jubelt gerade frenetisch, mittels Vergabe an Novomatic gut zu verdienen. In Oberösterreich, dort sitzen die angeblich mutig-progressiven Grünen fröhlich mit im Boot, freut man sich auch schon darauf.

„Wettbüros“, wie die Einrichtungen gern verharmlosend genannt werden, treiben fast jede lokale Kriminalitätsstatistik nach oben. Von der Klein- und Beschaffungskriminalität im Umfeld kann jedes Kommissariat berichten. Der dilettantische Versuch, die Zahl der Automaten mit Quadratmeterbegrenzung zu reglementieren, ist in Wien gescheitert: Nun haben Wettlokale eben sieben Türen, bestehen aus sieben einzelnen Lokalen. Man kann auch an die reine Lehre glauben, wonach nichts verboten sein dürfte, sondern sich alles friedlich, vernünftig und mit Selbstverantwortung regeln sollte. Bei Wettlokalen und ihrer landespolitisch äußerst lukrativen Lizenzvergabe funktioniert das nicht.

Daher sei an dieser Stelle ausnahmsweise dem Wirken der Jungen Sozialisten und anderer SPÖ-Rebellen gedankt: In Wien erreichten sie bereits ein Aus für die Wettlokale. Nun versuchen sie es in der Steiermark, beim SPÖ-Parteitag wollen die Jungen ein bundesweites Aus für das kleine Glücksspiel als Parteilinie durchsetzen. In Wien mussten Michael Häupl und vor allem Renate Brauner deswegen eine herbe Niederlage erleben und der Basis nachgeben. Hoffentlich hört da jemand die Signale.

rainer.nowak@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2012)

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