Migranten zum Blutspenden aufgerufen

(c) AP (JOERG SARBACH)
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Leben retten und Integration fördern. Migranten sollen mehr Blut spenden. „Eine Blutspende ist eine symbolische Verbindung des Spenders mit dem Empfänger“, sagt Maria Kral-Glanzer

Wien. In Österreich spenden lediglich 3,5Prozent der Menschen Blut, in Wien sind es nur 2,2 Prozent. Zu wenig, denn jährlich werden mehr als 450.000 Blutkonserven benötigt, um Patienten nach einem Unfall, bei Operationen und Geburten zu versorgen. Dieser Mangel kann zu veritablen Engpässen in der flächendeckenden Blutversorgung führen.

Die österreichweit größte Blutspendezentrale wird vom Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) betrieben und organisiert regelmäßig Blutspendeaktionen. Zuletzt auch unter Migranten, denn rund 38 Prozent der Wiener Bevölkerung haben eine Zuwanderungsgeschichte. „Mit der Initiative ,Blutspenden verbindet‘ möchten wir Migranten über die Wichtigkeit der Blutspende informieren und zum Blutspenden motivieren“, sagt Maria Kral-Glanzer, Marketingleiterin der Blutspendezentrale. „Eine Blutspende ist eine symbolische Verbindung des Spenders mit dem Empfänger einer Blutkonserve und damit ein Zeichen gelebter Mitmenschlichkeit.“ Ein anderer Grund, Migranten zum Blutspenden zu motivieren, besteht darin, dass es neben dem geläufigen ABO-Blutgruppensystem noch zahlreiche Eigenschaften im Blut gibt, die in bestimmten ethnischen Gruppen häufiger vorkommen. Sie können Einfluss darauf haben, ob das Spenderblut für eine kranke oder verletzte Person verträglich ist. „Es geht auch darum, in Österreich lebende Personen qualitativ besser zu versorgen“, erklärt Kral-Glanzer.

Nicht jeder darf spenden

Einschränkungen gibt es dennoch. Migranten, die in einem Malariagebiet oder in Gebieten mit einem hohen Vorkommen von Hepatitis B und C geboren und aufgewachsen sind, unterliegen einem permanenten Ausschluss – die Übertragungsgefahr ist zu groß. Das betrifft vor allem Menschen aus Afrika und aus einigen asiatischen und lateinamerikanischen Ländern.

„Migrantenvereine und Organisationen sind im Rahmen der Aktionswoche eingeladen, sich und ihre Aktivitäten zu präsentieren“, sagt Diana Karabinova, Migrationsbeauftragte des ÖRK. Die Islamische Glaubensgemeinschaft sowie Vereine, deren Mitglieder aus dem ehemaligen Jugoslawien kommen, haben ihre Teilnahme an der Blutspendeaktionswoche bereits angekündigt.

Ehrenamtliche Tätigkeiten

Mit dieser Aktion will das Rote Kreuz nicht nur neue Blutspender gewinnen, sondern auch jenen interessierten Menschen mit Migrationshintergrund zeigen, welche Möglichkeiten bei der Integrationsarbeit angeboten werden. Gemeint sind ehrenamtliche Tätigkeiten im Rettungs- oder Sozialdienst sowie Migrationsprojekte. „Wir haben den Anspruch, nicht nur Aktivitäten für Menschen mit Migrationsgeschichte durchzuführen und über Migranten zu sprechen, sondern vor allem mit ihnen“, betont Kral-Glanzer.


Kontakt: Blutspendezentrale des ÖRK, Wiedner Hauptstraße 32, 1040 Wien. Öffnungszeiten: Montag und Freitag von 8 bis 17.30 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 8 bis 20 Uhr.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.blut.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2012)

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