In Österreich angekommen

Muslimische Vereine passen sich an – und übernehmen die heimische Wadelbeißerei.

Heinz-Christian Strache kann sich zur Ruhe setzen: Der Islam ist voll und ganz in Österreich angekommen, seine Proponenten sind ultimativ integriert – zumindest, wenn es um die hierzulande weitverbreitete Freude an der wadelbeißerischen Vereinsmeierei geht.

Da präsentiert VP-Staatssekretär Sebastian Kurz, der schon schlechtere Ideen hatte, via „Dialogforum“ mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft einen gemeinsamen Tag der offenen Tür für alle 200 Moscheen im Land. Und erntet prompt herbe Kritik. „Wir machen das schon lange“, heißt es trotzig aus der „Islamischen Föderation Wien“, einer der Mitgliedsorganisationen der Glaubensgemeinschaft. Der Staatssekretär und sein Forum würden einer etablierten Organisation nicht nur die Idee stehlen – sondern auch noch die Show.

Das ist, mit Verlaub, genau jene kleingeistige „Wer hat's erfunden?“-Mentalität, die man in einem Land, das jeden Lebensbereich vom Kleingärtnertum bis zur Pannenhilfe über Jahrzehnte in einander torpedierende rote und schwarze Hälften dividiert hat, mehr als zur Genüge kennt.

Auf der Strecke bleibt dabei stets das große Ganze – in diesem Fall der Dialog zwischen Muslimen und Nichtmuslimen. Und für den kann ein „Tag der offenen Tür“ zunächst einmal gar nicht genug Beteiligte haben – selbst, wenn das nur ein kleiner Schritt zur Überwindung der Differenzen ist. Wer die Idee hatte, ist nicht nur zweitrangig – es ist egal.

georg.renner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2012)

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