"Blödsinnige Regel": Kritik an Gelbsperren für Finale

Holger Badstuber
Holger Badstuber(c) REUTERS (Felix Ordonez)
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Sechs Spieler werden wegen der dritten Gelben Karte das Endspiel der Champions League verpassen. "Das kann nicht im Sinne des Fußballs sein", schimpfte der deutsche Nationaltrainer Joachim Löw.

David Alaba darf nach aktuellem Stand nicht im Finale der Champions League auflaufen. Im Halbfinal-Rückspiel sah er seine dritte Gelbe Karte im Bewerb und muss dafür ein Spiel pausieren. Der Österreicher befindet sich damit in prominenter Gesellschaft, auch seine Teamkollegen Holger Badstuber und Luiz Gustavo werden wegen einer Gelbsperre fehlen.

Bei Finalgegner Chelsea müssen Ramires, Branislav Ivanovic und Raul Meireles aus demselben Grund auf der Tribüne Platz nehmen. John Terry gesellt sich auch zu ihnen, jedoch aufgrund einer glatt Roten Karte. "Das ist eine blödsinnige Regelung", schimpfte Deutschlands Teamchef Joachim Löw nach der Partie in der Allianz Arena, "auf beiden Seiten fehlen insgesamt sechs von den besten Spielern in einem Finale - das kann ja nicht im Sinne des Fußballs sein."

UEFA: "Regeländerung ist kein Thema"

Bei Weltmeisterschaften lässt die FIFA Gelbe Karten vor den Halbfinalspielen streichen, um genau dies zu verhindern. Die Europäische Fußball-Union jedenfalls denkt derzeit nicht an derartige Maßnahmen. "Das Thema wird noch nicht diskutiert", sagte ein UEFA-Sprecher.

Anders als bei einer Europameisterschaft gilt in der Königsklasse auch auf dem Weg zum Endspiel, dass Spieler mit drei Gelben Karten zuschauen müssen. Beim Kontinentalturnier hat die UEFA hingegen bereits die Regel eingeführt, dass alle Verwarnungen vor dem Halbfinale gestrichen werden. Damit kann kein Spieler wegen einer Gelb-Sperre das Finale verpassen. Eine entsprechende Regelung für die Klub-Wettbewerbe müsste die UEFA-Exekutive verabschieden.

"Ich finde, das kann es einfach nicht sein. Eigentlich ist das eine dumme Regelung, man sollte sie schleunigst ändern", forderte Badstuber. "Nach der Gruppenphase müssten die Gelben Karten weg sein", formulierte es Hoeneß - das freilich würde Alaba nicht helfen, holte er sich seine Verwarnungen doch allesamt in der K.O.-Phase ab.

Spielergewerkschaft: "Unverhältnismäßige Strafe"

Auch die internationale Spielergewerkschaft FIFPro äußerte sich im Zusammenhang mit dem im Finale gesperrten Sextett äußerst kritisch. Endspiele seien im Leben einmalige Erlebnisse, zudem wollten auch die Fans in einem Finale die besten Spieler sehen. Die derzeitige Regelung sei "unvernünftig und unverhältnismäßig".

"Die Verfehlungen, die in einer Gelben Karten resultieren, rechtfertigen nicht die Strafe, das Spiel deines Lebens zu verpassen", meinte FIFPro-Sprecher Simon Barker. "Alaba, der ausrutscht, bekommt den Ball an die Hand. Es ist nicht richtig, dass so ein Spieler deswegen das Champions-League-Finale versäumt."

Angst davor, so mancher Spieler könne eine Streichung der Karten als Einladung zu überhartem Einsteigen missverstehen, hat man bei der FIFPro nicht. "Jedes schwere Vergehen wird zu einer Roten Karte führen, und das wäre noch immer mit einem Ausschluss vom Finale verbunden", sagte Barker. "Gelbe Karten in einem Finale haben ja keine weiteren Konsequenzen, und deswegen sind die Spiele auch nicht härter geworden."

(ag)

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