Die Sprunghaftigkeit des Pferdeliebhabers

Sprunghaftigkeit Pferdeliebhabers
Sprunghaftigkeit Pferdeliebhabers(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ M. Oberlaender)
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Im Fußball präsentierte sich Frank Stronach in erster Linie als Fantast, zurück bleiben fast nur gescheiterte Projekte.

Es war irgendwann einmal gegen Ende der 90er-Jahre, als sich der österreichische Fußball plötzlich auf einen Onkel aus Amerika freuen durfte. Der Legende nach begann alles damit, dass ein Milliardär gemeinsam mit einem Geschäftsfreund nach Wien flog, dabei aus dem Jet heraus auf das hell erleuchtete Happel-Stadion blickten. Frank Stronach und Rudolf Streicher, der ehemalige Verstaatlichten-Minister, waren auf dem Rückflug von einer Mission in Russland, schwebten in anderen Sphären. Viel irdischer ging es unten auf dem grünen Rasen zu. Die Österreicher waren gerade im Begriff, eine Niederlage zu kassieren – 0:3 gegen die USA hieß es am Ende. Stronach und Streicher sind damals gerade noch zur zweiten Halbzeit eingetrudelt.

„Die Amerikaner“, so das fachliche Urteil von Frank Stronach, „sind dreimal so viel gelaufen wie unsere.“ Nachsatz: „Das muss man doch ändern. Da muss man ein bisserl ein Geld reingeben.“ Streicher, der eine violette Fußballseele hat, machte dem Austrokanadier die Austria schmackhaft, noch im gleichen Jahr (1998) trat Stronach als Big Spender auf. Er finanzierte den Transfer von Teamspieler Michael Wagner, der sich in Deutschland bei Freiburg versuchte, nach Wien.

Die kleinen Ronaldos. Das sollte nur der Anfang gewesen sein, Frank Stronach kündigte an, „eine Milliarde Schilling“ in den heimischen Fußball investieren zu wollen. Der Mann versprach neue Strukturen, er wollte das Füllhorn über die gesamte Bundesliga leeren. Die Vereine, schon damals nicht gerade auf Rosen gebettet, witterten das große Geld. Garantierte Beträge, die Stronach allerdings daran knüpfte, auch zum obersten Bundesligafunktionär bestellt zu werden.

Im Februar 1999 wurde er folglich mit 65 von 80 möglichen Stimmen zum Präsidenten gekürt. Sein Vorgänger Gerhard Skoff räumte freiwillig das Feld. Stronach versprach neue Nachwuchsakademien, er kündigte „lauter kleine Ronaldos“ an, er philosophierte sogar davon, Österreich einmal in einem WM-Finale sehen zu wollen.

Das große Geld, das pumpte Frank Stronach vor allem in die Wiener Austria. Im Jahr 2000 eröffnete er in Hollabrunn die violette Akademie, in der Bundesliga eroberte die Austria in seiner Ära zwei Meistertitel und dreimal den Pokal. „Wer mit den Adlern kreisen will, der darf nicht mit den Hühnern pecken“, war einer der oft gehörten Stronach-Floskeln. Darum wollte der Magna-Gründer in Favoriten auch Stars sehen, vor allem auch auf der Trainerbank. Ein Walter Schachner war da nicht mehr gut genug, es musste schon ein Arie Haan aus den Niederlanden oder der Deutsche Christoph Daum sein.

Unterm Strich waren es dann insgesamt zwölf Betreuer, die sich die Stronach'sche Willkür antaten. Dafür aber auch fürstlich entlohnt wurden. Der Traum, im Fußballeuropacup höhere Ziele zu erreichen, der erfüllte sich freilich nicht. Mit solchen Plänen ist vor Stronach auch schon Swarovski mit Ernst Happel in Innsbruck gescheitert. Aber der Magna-Boss gab so schnell nicht auf, ihm schwebte eine neue Multifunktionsarena in Rothneusiedl vor – geworden ist daraus nie etwas.

Frank Stronach verlor alsbald die Lust an der Austria, er stieg in Favoriten aus, um mit einer fremden Spiellizenz von Schwanenstadt einen FC Magna in Wr. Neustadt zu gründen. Aber 2011 ist auch diese Liebe erkaltet. „So lange die Politik mitmischt, funktioniert das nicht.“

Geblieben ist sein Engagement bei Sturm Graz und im Pferdesport, in Ebreichsdorf (Magna Racino) setzt Frank Stronach neuerdings vor allem auf die Springreiterei. Sprunghaft war er nämlich schon immer.

Sport

1998
Frank Stronach sponsert erstmals die Wiener Austria. In seiner Ära gewinnt der Klub zwei Meistertitel, dreimal den Cup. Stronach verbraucht dafür zwölf Trainer.

1999
Wahl zum Präsidenten der österreichischen Bundesliga. Der Rücktritt erfolgt 2005.

Ende des Betriebsführungsvertrages 2007 mit der Austria. Einstieg bei Wiener Neustadt 2009, Ausstieg 2011.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2012)

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