Präsident Fischer: Rüge für Akademie der Wissenschaften

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Der Schirmherr der Gelehrtengesellschaft rief diese zu mehr Dialog auf. „Jedes sachliche Argument und jeder Hinweis auf Fakten und Probleme sind ernst zu nehmen.“

Die „Feierliche Sitzung“ der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gestern, Mittwoch, wurde überschattet von einer „großen Abwesenden“, wie es ein Sitzungsteilnehmer ausdrückte: von der Molekularbiologin Renée Schroeder, die tags zuvor aus der ÖAW ausgetreten war. Bundespräsident Heinz Fischer, Schirmherr der ÖAW, betonte bei seiner Ansprache, dass ein Dialogprozess notwendig sei: „Jedes sachliche Argument und jeder Hinweis auf Fakten und Probleme sind ernst zu nehmen.“ Schroeder hat ihren Austritt damit begründet, dass es der ÖAW nicht um Exzellenz gehe, sondern andere Kriterien wichtig seien. Sie verwies auf den hohen Anteil von CV-Mitgliedern.

Auch Gunther Tichy aus ÖAW ausgetreten

Wie nun bekannt wurde, ist bereits im März der ehemalige Leiter des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung, Gunther Tichy, aus Protest gegen die Verschleppung von Reformen ausgetreten. In einem Brief an das Präsidium erklärte er, die Akademie habe „das Gesetz eigenen Handelns aus der Hand gegeben und ist zum Spielball anderer Interessen geworden“. ÖAW-Vizepräsident Arnold Suppan wies diese Kritik zurück: „Wir wissen nicht, worauf sich dieser Frust bezieht.“ Dass die jüngsten Austritte Schule machen könnten, glaubt er nicht: „Wenn Frustrierte glauben, gehen zu müssen, so ist das wie bei jedem Verein, dann muss man das hinnehmen.“ Nachsatz: „Uns ist es viel wichtiger, die besten 40-Jährigen zu finden als frustrierte 75-Jährige zu pflegen.“

Die Restrukturierung der ÖAW solle ohne Institutsschließungen und Kündigungen ablaufen, bekräftigte Präsident Helmut Denk. Manche Forschungseinrichtungen sollen an Unis übertragen werden. ku/APA

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2012)

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