Es gab also kein Junktim zwischen Sach- und Personalfragen – und die Sonne geht im Norden auf.
Manchmal wäre es vielleicht gesünder, länger zu schlafen. Um beispielsweise das ORF-Morgenjournal und dessen Interviewgast Josef Ostermayer nicht hören zu müssen.
Der erklärte gestern nämlich knapp nach sieben Uhr ganz ernsthaft, dass alles Gemunkel über einen Deal in der Koalition zwischen Sach- und Personalfragen (Stichwort: Werner Muhm in die Nationalbank, Beibehaltung der Steuerpauschalierungen für Bauern) falsch sei. Seine Beweisführung (sinngemäß): Wenn die Personalfragen an diesem Tag nicht im Ministerrat beschlossen werden, dann zeige das, dass es auch keine Verknüpfung gegeben habe.
Bei solchen Aussagen steigt der Blutdruck schneller als mit dem kürzesten Espresso. Hält uns der Herr Staatssekretär tatsächlich für ein Volk von Vollidioten? Natürlich wurden die Personalfragen im Ministerrat nicht beschlossen und natürlich gab es trotzdem eine Verknüpfung.
Und erst Maria Fekter, die den Deal am Sonntag verhandelt hatte, und gestern mit ernstem Gesicht erklärte, es habe „nie ein Junktim“ gegeben! Immerhin überraschte uns Michael Spindelegger mit seiner sarkastischen Seite, als er meinte, das wäre doch zum ersten Mal, dass Sach- und Personalfragen in Österreich verknüpft werden.
Wir alle, die diese Seite lesen, wissen, wie es in einer großen Koalition läuft. Das ist nicht sonderlich erfreulich, aber als Österreicher nehmen wir das zähneknirschend zur Kenntnis. Deswegen kann man uns für resignativ halten, aber bitte nicht für blöd.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2012)