Klimt-Bilder: "Teil der Geschichte des Landes!"

Kein Rückkauf der Klimts. Der Entschluss der Republik stößt auf Kritik - und Verständnis.

WIEN. "Wir verhandeln nicht weiter, weil wir es nicht für möglich halten, dass wir aus dem Budget 300 Mio. Dollar (250 Mio Â) aufbringen", sagte Ministerin Gehrer Donnerstag. Die Regierung hätte von Anfang an erklärt, sie unterstütze allenfalls Sponsoren beim Ankauf der Bilder. "Wir sind dazu nicht in der Lage und wollen das auch nicht", so Kanzler Schüssel.

Wie es zur Kehrtwende kam, falls es eine war, bleibt geheimnisvoll. Konkrete Finanz-Offerte gab es keinesfalls zuhauf. "Die Bilder sind sicher keine 230 Mio Euro wert", meinte Krone-Herausgeber und Sammler Hans Dichand im Magazin "Unsere Stadt": "Meine ,Danae' hat einen Versicherungswert von 40 Mio Â. Ich glaube, nur die ,Adele I' ist vielleicht 30 bis 40 Mio  wert, die anderen vier vielleicht jeweils 5-10 Mio, zusammen also nicht einmal die Hälfte der genannten Summe" (Dichand).

Zuletzt hatte es geheißen, nur die Republik, nicht Private dürfen die Gemälde zurück kaufen. "Im Ministerium wusste man aber nichts davon", wundert sich der ehemalige Wissenschaftsminister Erhard Busek, der für einen Rückkauf plädiert hatte. "Irreführend" nennt er die Verbreitung des Gesamtpreises von 300 Mio. Dollar, "man hätte ja nicht alle Gemälde zurückkaufen müssen." Mehr als bedauerlich sei, so Busek, die Entscheidung der Regierung: "Die Gemälde sind ein wesentlicher Bestandteil dieses Landes, seiner Geschichte, auch der traurigen, ein Stück von uns!" "Österreich hat die Erben gefragt, ob Sponsoren möglich seien", erläuterte deren Anwalt Randol Schoenberg: "Wir sagten ja. Allerdings war das nicht Teil des jetzigen Übereinkommens, weil dieses lautete, die Republik kann die Gemälde kaufen."

Da hätte man neu verhandeln müssen. Wann die Bilder abtransportiert werden, konnte Schoenberg nicht sagen. Bald, heißt es im Ministerium. Wer bekommt die Gemälde? Schoenberg: Man wurde von "Museen, Händlern, Auktionshäusern, Privaten" kontaktiert. Auch aus Österreich. Wäre es für Österreich besser gewesen, vor dem Prozess mit den Erben zu verhandeln? "Wer kann das wissen? Österreich hat sich ja geweigert zu verhandeln." Schoenberg äußerte aber im übrigen Verständnis für die Entscheidung, man sei nun frei für andere Interessenten.

Der Entschluss sei nach einer stundenlangen Sitzung im Ministerium Mittwochabend gefallen, sagen Insider. Schoenberg habe Druck gemacht. "Da Sie den Erwerb durch Privatpersonen im Rahmen der Option ausschließen, sind weitere Verhandlungen nicht angebracht", heißt es in einem Brief der Finanzprokuratur von Donnerstag an Schoenberg. "Zu dem Preis war der Kauf nicht vertretbar", zeigte der Industrielle und Exfinanzminister Hannes Androsch Verständnis, aber: "Die Regierung hat das früher verbockt."

"Bedauerlich, aber selbstverständlich", meint KHM-Generaldirektor Wilfried Seipel. Sponsoren hätten sich überfordert gezeigt von der Summe. "Ich finde es schade, dass die Bilder außer Landes gehen, aber es bricht nicht die Welt zusammen. Die Preise sind hinauf geschnellt", so Sammler Karlheinz Essl. Er hatte die Nationalbank als Käufer vorgeschlagen, die aber unter Hinweis auf ihre Beteiligung am Erwerb der Leopold-Sammlung sowie auf strengere Finanzierungs-Richtlinien durch die EU abgelehnt hatte. Dass nun österreichische Unternehmen oder Privatpersonen Bilder erwerben könnten, hält Essl für nicht realistisch: "Unmöglich! Wer hat diese Beträge?" Er gehe davon aus, dass die Bilder versteigert werden. Nur so ließe sich ihr Marktwert bestimmen. "Einen immensen Verlust für die Sammlungen des Belvedere wie für das Kulturland Österreich" beklagt Gerbert Frodl, Chef der Österreichischen Galerie.

Ankaufsdebatte

Am 15. 1. 06 votiert das Schiedsgericht in Österreich: Voraussetzungen für die Rückgabe von fünf Klimts an Maria Altmann u. a. Erben sind erfüllt. Gehrer hofft, dass ein oder zwei der Bilder in Österreich bleiben, vor allem die "Goldene Adele I". Experten erstellen Schätzungen: 300 Mio $ (255 Mio. Â). Am 2. Februar beschließt Österreich den Verzicht.


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