Soll-East Vergleich: Rennen um das Tor zum Balkan

Unbestritten ist, dass Österreich eine wesentliche Rolle in Südosteuropa spielt. Österreich ist größter Investor etwa in Rumänien und Bulgarien. Und im Bankensektor halten österreichische Institute einen Marktanteil von rund 24 Prozent. Für heimische Firmen ist der Balkan-Raum - nach erfolgreich absolvierter EU-Osterweiterung - nun das nächste Expansionsgebiet: ein erweiterter Heimmarkt, der in den nächsten Jahren famose Wachstumsraten verspricht.

Doch so ungefährdet, wie viele Politiker und Wirtschaftstreibende gern tun, ist Österreichs Führungsrolle in Südosteuropa nicht. Denn um die Rolle als "Tor zum Balkan" ist ein veritables Rennen im Gange. Vor allem Griechenland wittert auch die Chance, einen riesigen Raum vor der Haustür zu haben, der den bisher eng begrenzten Markt vervielfacht. "Unsere Vision ist es, Südosteuropa zu einer Region wie Westeuropa zu machen", sagt etwa der griechische Vize-Außenminister Yannis Valinakis.

Im Bankensektor hat das Griechenland bereits realisiert: Hellenische Institute halten einen Marktanteil von 15 Prozent. In den nächsten Jahren will Griechenland vor allem im Energiegeschäft groß mitspielen. Athen setzt derzeit alle Hebel in Bewegung, Erdöl- und Erdgas-Lieferungen aus dem Schwarzmeer-Raum zum Mittelmeer über griechisches Territorium zu leiten. Eine Konfrontation mit der von Österreich aus initiierten Nabucco-Gas-Pipeline (von der Türkei nach Österreich) ist damit vorprogrammiert.

Und auch ein Dritter mischt beim Rennen "Tor zum Balkan" kräftig mit: die Türkei. "Wir sind eine Lokomotive bei der regionalen Integration in Südosteuropa", tönt es etwa aus der türkischen Investoren-Vereinigung Yased. Die Argumente, die in der Türkei vorgebracht werden, sind den österreichischen zum Verwechseln ähnlich: "Wir hatten immer eine große Rolle in Südosteuropa", formuliert es EU-Chef-Verhandler Ali Babacan.

Sicher: Der Balkan beginnt - wie der Wiener Volksmund sagt - am Rennweg. Österreich hat viele historische Bande mit Südosteuropa, im Gegensatz etwa zu Deutschen oder US-Amerikanern verstehen Österreicher die Mentalität in diesen Ländern. Aber nicht vergessen sollte man eben, dass Griechenland selbst Teil des Balkans ist. Und dass auch die Türkei eine historische Führungsrolle in der Region hat. Sogar mehr als Österreich.

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