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Migrationsforscher Knaus: Eine Denkfabrik auf zwei Rädern

Der Österreicher Gerald Knaus ist der vielleicht gefragteste Migrationsexperte in Deutschland. Auch Ministerpräsidenten und die Kanzlerpartei CDU hören ihm zu. Das gefällt nicht allen. In Ungarn ist Knaus inzwischen Staatsfeind.

Die „Gefahr für die nationale Sicherheit“ Ungarns kommt auf dem Fahrrad, bestellt Espresso Macchiato und ein stilles Wasser, trägt Brillen. Die „Gefahr für die nationale Sicherheit“ Ungarns wohnt in Berlin, stammt aber aus Österreich und hat auch einen Namen: Gerald Knaus, 50, Migrationsforscher.

Seit Wochen läuft in Ungarn eine Kampagne gegen Knaus, die als Enthüllungsjournalismus daherkommt. Es wird insinuiert, Knaus manipuliere die Weltpresse und die EU-Kommission. Er hetze sie gegen Ungarn auf. Er führe dabei den Willen seines „Meisters“, des ungarischstämmigen und jüdischen Milliardärs George Soros, aus. Das Zitat mit der „Gefahr für die nationale Sicherheit“ stammt von Gergely Gulyás. Der Mann ist nicht irgendjemand, sondern Kabinettschef von Viktor Orbán. Inzwischen hat auch Ungarns Gegenspionage Knaus auf dem Schirm. Zumindest behaupten das die Medien.

»Orbáns Kabinettschef wähnt in Knaus eine „Gefahr für die nationale Sicherheit“.«

Doch die Geschichte vom „Staatsfeind“ Knaus erzählt wohl mehr über Ungarn als über den 50-jährigen Migrationsforscher. Unbestritten ist: Knaus ist als Experte gefragt. In Brüssel, am Balkan, im Kanzleramt, also jenem in Berlin. Am Wiener Ballhausplatz sind seine Migrationspläne hoch umstritten. Knaus' Rat suchen Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen. Wenn die CDU ihre Flüchtlingspolitik neu aufstellen will, sitzt Knaus am Podium. CSU-Innenpolitiker hören ihm genauso zu wie die Grünen. Während des Gesprächs mit der „Presse am Sonntag“ ruft Othmar Karas an. Mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell ist er auf Du und Du. Auch EU-Migrationskommissarin Ylva Johansson will wieder reden.

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