Plastikhölle New York: Wo die Uhren noch anders gehen

(c) Herbert Asamer
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Während der Musterschüler Österreich bei der Plastikvermeidung in die erste Reihe drängt, gelten anderswo in der Welt ganz andere Gesetze.

In der EU wird bald Einwegplastik verboten und damit werden Plastikteller, Strohhalme, Wattestäbchen und andere Kunststoffwegwerfprodukte EU-weit verbannt.  Österreich will darüber hinausgehen und das Plastiksackerl bis Anfang 2020 verbieten. Der Handel zeigt sich mittelprächtig begeistert. Österreich würde mit diesen Maßnahmen deutlich weiter gehen, als es die bestehende EU-Richtlinie verlangt hätte. Goldplating, die Übererfüllung der EU-Richtlinien, lässt grüßen.

Natürlich geht der Schritt mit dem Bann der Plastiksackerl in die richtige Richtung, können damit doch etwa weitere bis zu 7000 Tonnen Plastikmüll im Jahr vermieden werden. Doch die Welt werden wir damit nicht retten. Da müsste schon ein größeres Konglomerat als Österreich, ja als die Europäische Union, zur Tat schreiten.

Wer jemals als Tourist in den USA schon am ersten Tag zum Frühstück so viel Wegwerfplastikgeschirr verbraucht hat wie zu Hause in einem ganzen Monat nicht, der hat so seine Zweifel, ob die (Um)Welt gerettet werden kann. Auf Porzellangeschirr stößt der gewöhnliche New-York-Besucher erst, wenn er bereit ist, für die Mahlzeit 50 Dollar oder mehr auszugegeben.

Ein anderes Beispiel: In der Supermarktkette Trader's Joe ist es offenbar nicht möglich, einen ganz normalen Einkauf um 30 Dollar in einer Tragtasche unterzubringen. Ganze sechs Plastiksackerl sind dafür notwendig. Dass auch eine Tasche völlig ausreichen würde, kann das Personal an der Kassa nicht nachvollziehen. Denn Artikel werden nicht gestapelt, wie bei uns üblich. Auf die Idee, dass man schwereren Sachen auf den Taschenboden und darauf die leichteren Artikel legen kann, ist in New York offenbar noch niemand gekommen. Und obwohl die Sackerl nicht vollgefüllt werden, wird als Ausgangsbasis auch noch jedes gedoppelt - sonst könnte es ja durchreißen.

Dabei ist die Region um New York keine Ausnahme. Während ein großer Teil der Welt dafür kämpft, den Plastikverbrauch einzudämmen, wehren sich die US-Amerikaner gegen jedes Gesetz, das die Plastiklawine verkleinern könnte. Das kann angesichts der Plastikhölle auch nicht verwundern. Denn wie würden die 330 Millionen US-Amerikaner und die über 100 Millionen Touristen ihre Mahlzeiten sonst zu sich nehmen?

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