Des Lebens Wege und die Wendungen des Schicksals sind erst das Salz in der Suppe.
Wer – zum Beispiel – hätte je gedacht, dass eine Sektionschefin und Seuchenexpertin Anführerin der oppositionellen Sozialdemokraten werden würde? Sie selbst wohl auch am wenigsten. Wenn sich Pamela Rendi-Wagner aber an der stolzen Parteigeschichte orientiert, dann kann das schon noch etwas werden. Beispiel natürlich: Bruno Kreisky.
Dieser war bis Kriegsende im schwedischen Exil und wohnte nach seiner Rückkehr beim späteren Direktor der katholischen Druck- und Verlagsanstalt Herold, Willy Lorenz, in einem möblierten Biedermeierzimmer als Untermieter. Ihm, dem Konservativen, sagte er damals: „Ich bin Jude und Emigrant, ich habe infolgedessen eine schmale Basis und kann in Österreich nicht besonders viel erreichen.“ Und noch am Beginn der 1960er-Jahre meinte er zum „Furche“-Chefredakteur Kurt Skalnik: „Zwei Positionen kann ich in Österreich nicht erreichen. Parteiobmann und Bundeskanzler.“ Später schmunzelte er: „Es ist doch etwas anders gekommen.“
Nicht auszudenken, wenn der Neuankömmling 1947 das erste gut gemeinte Jobangebot des Wiener Vizebürgermeisters, Paul Speiser, angenommen hätte: Er wäre als wohlbestallter Direktor des Wiener Schlachthauses in Pension gegangen. (hws)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2018)