Kinder gehören zu den Hauptleidtragenden des Krieges in der Ukraine. Doch sie können am ehesten wieder Hoffnung schöpfen, auch auf der Flucht. Ein Bericht vom Wiener Hauptbahnhof.
Im kleinen Kinderbereich auf dem Wiener Hauptbahnhof, gleich neben dem Caritas-Buffet für ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine, tummeln sich die wilden Jungs. Ein Zuglandschaftsteppich liegt auf dem Boden, dem alten Holzschaukelpferd hängt der Kopf seitlich herab. Kurzfristig können sich hier Kinder, die direkt aus dem Krieg kommen und am Abend mit internationalen Zügen weiterreisen werden, erholen.
Zugreisende haben zwei rosa Puppen als Geschenke für die Kinder hinterlassen. Mit einem schnellen Griff lässt ein circa sechsjähriges Mädchen heimlich eine davon in ihren leeren Rucksack fallen, dreht sich um und verschwindet. Der britische Kinderarzt und Psychoanalytiker Donald Winnicott folgerte aus seinen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg, dass Kinder, die stehlen, Hoffnung ausdrücken: Sie holen sich etwas zurück, das sie schon einmal besessen haben, das sie kennen und wieder zurückhaben möchten. Sie haben noch Hoffnung.