Apple kooperiert mit Samsung

Apple versucht, vom Geräteverkauf unabhängiger zu werden.
Apple versucht, vom Geräteverkauf unabhängiger zu werden.REUTERS
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Apple vollzieht offenbar einen Strategiewechsel: Der US-Konzern macht seine iTunes-Inhalte nun auch auf Geräten eines anderen Herstellers verfügbar.

Cupertino/Las Vegas. In der Vorwoche hatte eine Umsatzwarnung die Apple-Aktie ins Straucheln gebracht. Ursache waren Zweifel, ob der iPhone-Hersteller in Zeiten abflauender Smartphone-Nachfrage für die Zukunft gerüstet ist. Am Wochenende kamen Nachrichten, die auf einen Strategiewechsel des iPhone-Herstellers schließen lassen: Apple macht künftig Filme und TV-Sendungen aus seiner iTunes-Plattform auf Samsung-Fernsehern und damit erstmals direkt auf Geräten eines anderen Herstellers verfügbar.

Kein Apple TV mehr nötig

Der koreanische Elektronikkonzern Samsung teilte am Sonntag zum Auftakt der Technikmesse CES in Las Vegas mit, dass neue TV-Geräte ab Frühjahr auch die Übertragung von Inhalten vom iPhone und anderen Geräten über Apples Airplay-2-Technologie (eine Schnittstelle zur kabellosen Übertragung von Inhalten) unterstützen. Bisher mussten sich auch Besitzer von Samsung-Fernsehern mit Internetanschluss die Extra-Box Apple TV kaufen, wenn sie Inhalte aus der iTunes-Plattform sehen wollten.

Der Schritt könnte ein Hinweis darauf sein, dass Apple künftig unabhängiger vom Geräteverkauf werden und mehr Geld mit Diensten verdienen will. Noch dienen die Service-Angebote des Konzerns vor allem dazu, den Verkauf der eigenen Geräte anzukurbeln, weil sie nur auf ihnen laufen. Seit einigen Wochen läuft aber der Streaming-Dienst Apple Music – zunächst nur in den USA – auch auf den vernetzten Echo-Lautsprechern von Amazon. Und die Kooperation mit Samsung ist eine ähnliche Entscheidung, die in den Absatz der Apple TVs schneiden könnte. Schon vor einiger Zeit hat der Konzern Apple Music auch für Nutzer von Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android verfügbar gemacht.

Auch Samsung kann von dem Deal profitieren: Apple hat in seiner iTunes-Plattform eine große Auswahl von Filmen in hoher 4K-Qualität. Samsung und andere Hersteller verkaufen zwar viele 4K-Fernseher, das Angebot an entsprechenden Inhalten ist aber nach wie vor nicht sehr groß. Mit der iTunes-Kooperation bekommen Nutzer einfacheren Zugang dazu. Auch Käufer von Samsungs TV-Geräten aus dem Jahr 2018 sollen per Software-Update die iTunes-Plattform und Airplay nutzen können, erklärte Samsung.

Die Kooperation mit Samsung zeigt auch, wie sehr sich das Verhältnis der beiden Konkurrenten nach dem erbitterten Patentkrieg vor einigen Jahren entspannt hat. Apple hat dem Smartphone-Marktführer vorgeworfen, Design und Bedienung des iPhone kopiert zu haben, und die Unternehmen überzogen sich danach in vielen Ländern mit Klagen.

Beide Aktien sind gefallen

Inzwischen leiden die Aktien beider Konzerne unter Konjunkturängsten und der schwächelnden Nachfrage nach Smartphones. Die Apple-Aktie hat gegenüber ihrem Allzeithoch vom September 36 Prozent verloren. Vorige Woche gab Apple bekannt, dass der Umsatz im Weihnachtsquartal wohl nur 84 Mrd. Dollar betragen habe. Zuvor hat man 89 bis 93 Mrd. Dollar erwartet. Ursache seien schwache iPhone-Verkäufe in China. Kritiker monieren schon länger, dass Apple zu stark vom iPhone abhängig ist.

Die Analysten sind nicht mehr so begeistert wie zu den Rekordzeiten: Zwar rät nur ein Analyst zum Verkauf, doch gibt es bereits gleich viele neutrale „Halten“-Empfehlungen wie Kaufempfehlungen (je 23). Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von zwölf ist Apple nicht teuer. Samsung ist mit einem KGV von knapp sechs jedoch noch billiger. (DPA/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2019)

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