Er galt einst als politischer Papst. Doch nun herrscht immer öfter Verwirrung über die Wortwahl von Franziskus. Wie groß ist das diplomatische Gewicht des Heiligen Stuhls heute noch?
Missverständlich waren die Worte des Papstes – diese Meldung ging in letzter Zeit öfter um die Welt. Aktuell ist die Aufregung wegen einer Äußerung zum Ukraine-Krieg groß. In einem vorab veröffentlichten Interview, das Papst Franziskus dem Schweizer Fernsehen gegeben hat, sagt er: „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben zu verhandeln.“ Franziskus nannte weder Russland noch die Ukraine beim Namen und fügte hinzu, für Verhandlungen müsse man sich nicht schämen – ohne sie könne die Situation schließlich noch schlimmer werden.
Was wohl ein Appell zu Friedensverhandlungen werden sollte, wurde zum diplomatischen Eklat. Die Ukraine und viele sie unterstützende Staaten sahen in den Worten des Papstes einen Aufruf allein an Kiew, zu verhandeln – oder gar den Vorschlag, sich zu ergeben. Die Bezeichnung „weiße Fahne“ wurde zum Ausgangspunkt der Diskussion: Wann benutzte der Papst sie und in welchem Zusammenhang? Sein Sprecher Matteo Bruni meldete sich schließlich zu Wort und widersprach den Darstellungen, Franziskus habe die Ukraine dazu aufgefordert zu kapitulieren.
Missverständnisse, unklare Übersetzungen, geänderte Rede-Abschriften: Seit einigen Monaten häufen sich die Fälle, in denen der Papst mit scheinbar unbedachten Worten aneckt.