"In seinem Blut fließt Erdöl"

"Österreicher des Jahres". Wolfgang Ruttenstorfer kandidiert in der Kategorie Wirtschaft.

Als Bub hatte er einen klaren Berufs wunsch: Er wollte Schiffskapitän wer den. Von der Korneuburger Wohnung aus hatte er die Donauschiffe beobachtet - und von der Zukunft geträumt.

Hätte Wolfgang Ruttenstorfer tatsächlich in der Schifffahrt Karriere gemacht, wäre das eine ganz nette Anekdote. Doch die besten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben: Ruttenstorfer wuchs nämlich in einer Korneuburger Werkswohnung der Österreichischen Mineralölverwaltung OMV auf - sein Vater war Direktor der Raffinerie Schwechat. Später jobbte Ruttenstorfer an Tankstellen. Geradezu perfekte für den nunmehrigen Generaldirektor der OMV.

"In seinem Blut fließt Erdöl", wird denn auch gerne in Wirtschaftskreisen gescherzt. Was dem 55-jährigen OMV-Chef offenbar eine Spur zu dramatisch ist: "Die Erdölindustrie hat mich halt immer interessiert", gibt er extra-dry zu Protokoll.

Womit unschwer zu erkennen ist: Effekthascherei ist Wolfgang Ruttenstorfers Sache nicht. Tatsächlich gilt der Manager als eher ruhiger, bedächtiger Mensch. Lob für seine Manager-Qualitäten kommt daher ausschließlich von anderen. Und das nicht zu knapp: Ruttenstorfer wird generell als hervorragender Stratege und Unternehmensführer beschrieben.

Die OMV - das Flaggschiff, das Wolfgang Ruttenstorfer letztlich doch steuern darf - meldet von Jahr zu Jahr Rekordgewinne. Das ist natürlich einerseits den ebenfalls rekordverdächtigen Ölpreisen zu verdanken. Doch Analysten loben vor allem das systematische Wachstum des Konzerns: Seitdem Ruttenstorfer Anfang 2002 den Chefsessel im börsenotierten Ölkonzern erklommen hat, werden Groß-Akquisitionen mit ähnlicher Regelmäßigkeit wie steigende Benzinpreise vermeldet: Im Jahre 2003 wurden mehr als 700 Mio. Euro in den Erwerb des Explorationsgeschäfts der deutschen Preussag, in 313 BP- und in 141 Avanti-Tankstellen investiert. Ein Jahr später wurden 1,5 Mrd. Euro für die Mehrheit am rumänischen Mineralölkonzern Petrom auf den Tisch gelegt. Und heuer hat die OMV rund 900 Mio. Euro in einen 34-Prozent-Anteil am türkischen Tankstellenbetreiber Petrol Ofisi gebuttert.

Wachsen, wachsen, wachsen lautet Ruttenstorfers Devise. Bis 2010 will die OMV die Ölförderung um 50 Prozent auf 500.000 Fass pro Tag erhöhen und die Kapazität der Raffinerien auf eine Mio. Fass pro Tag verdoppeln. Und das geht nicht aus eigener Kraft, sondern nur durch Übernahmen.

1976 trat Ruttenstorfer in die OMV-Trainee ein. Später war er für das Controlling zuständig, wirkte bei der Reorganisation des Konzerns mit, zeichnete für Börsegänge verantwortlich. Bis er den Sitz im Vorstand einnahm. Einzig sein Abstecher in die Politik im Jahre 1997 zeigt, dass auch ein Wolfgang Ruttenstorfer für Überraschendes gut sein kann: Er wurde Beamten-Staatssekretär. Sein Freund Viktor Klima - damals Kanzler, zuvor OMV-Finanzvorstand - hatte ihn gebeten. Ein Rückfahrticket in die OMV habe es nicht gegeben - darauf legt er Wert.

In die OMV kam er dann aber doch wieder zurück. Mit dem Wissen, "dass mir die Wirtschaft näher liegt als die Politik". Er habe viel über politische Mechanismen gelernt, erzählte er der "Presse" einmal. So gesehen wird er die Ereignisse des Frühjahres gut verkraftet haben: Damals hatte er den Segen der Politik für ein Zusammengehen mit der Verbundgesellschaft. Wenig später wurde die Fusion politisch zu Fall gebracht.

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