Die Kelly-Family tingelt durch Kirchen

Wien/Graz. Die Kelly Family war Mitte der Neunziger ein popkulturelles Phänomen. In letzter Zeit ist es ruhig um die irische Familie geworden. Jetzt singen sie wieder - in Kirchen.

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n Österreich ist die "Kelly Fam ily" mittlerweile fast völlig in Vergessenheit geraten. In Deutschland sind die sechs Geschwister zwar noch ein wenig präsenter. Dies aber auch nur, weil Joey Kelly hie und da in absurden TV-Formaten auftritt und seine 26-jährige Schwester Maite im Frühjahr ihre Schwangerschaft in die Öffentlichkeit trug.

Den letzten Rest ihrer österreichischen Fans wollten die irisch-amerikanischen Musiker bei ihrer derzeitigen "Good News"-Tour aber nicht vergessen. Die sechs Geschwister und deren Familien tingeln seit Mitte November durch deutsche Kirchen. Am Dienstag spielten sie in der Grazer Pfarrkirche St. Josef, am Mittwoch in der Wiener evangelischen Kirche Gumpendorf am Lutherplatz.

Psychologen, Pädagogen und Musikmanager versuchten vor ziemlich genau zehn Jahren vergeblich das Phänomen "Kelly Family" zu begreifen. Die damals neunköpfige Geschwister-Schar - allen voran Nesthäkchen Angelo mit dem Lied "An Angel" - brachte die Teenager zum Kreischen und ließ die Kassen klingeln. Der Jahresumsatz der singenden Hippie-Familie wurde damals auf rund 560 Mio. Euro geschätzt. Und keiner verstand so recht warum. Die "Kellys" waren nicht besonders hübsch (die weiblichen) oder sexy (die männlichen) und machten keine besonders herausragende Musik.

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chon zur Jahrtausendwende ließ die Erfolgssträhne der Kellys nach, es drangen nur mehr Negativ-Schlagzeilen nach Außen. Hartnäckig versuchen sich die Kellys seither an einer Rückkehr: Mit Auftritten im Zirkus Roncalli und jetzt eben mit einer Kirchen-Tour bei der ausschließlich Gospel-Lieder gesungen werden.

Und Fans haben die Kellys offenbar doch: Thomas Weinhappel von der Grazer St. Josef Kirche war überrascht: "Ab neun Uhr Früh standen vor der Kirche die Schlangen." Insgesamt hielt sich der Andrang in Graz und Wien aber in Grenzen. Je 400 Zuseher kamen. Dass die Familie in Graz in einer katholischen und in Wien in einer evangelischen Kirche singt, hat laut Weinhappel keine besonderen Hintergründe. Es sei in evangelischen Häusern einfacher, eine Erlaubnis für ein Konzert zu bekommen. Vor dem Konzert in Graz hielt die Familie mit einem befreundeten katholischen Priester aus Österreich eine Messe.

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