Peter Simonischek: Jedermanns Jedermann, auch am Sechziger

Peter Simonischek spielt in Salzburg seine Lebensrolle, der Fan-Jubel reißt nie ab.

Seinen Geburtstag - 6. August - beging er äußerst diszipliniert und bescheiden. Bereits um neun Uhr Früh wurde Peter Simonischek vom Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser im Salzburger Dom bei der Sonntagsmesse empfangen. Nach einem Mittagessen mit "Weibi", Schauspielerin Brigitte Karner und den drei Söhnen Max (23, aus Simonischeks erster Ehe), Benedikt (18) und Kaspar (9) im "Sacher", stand der "Jedermann" am Abend auf der Bühne des Großen Festspielhauses. Ob Simonischek beim morgendlichen Pontifikalamt an seinen Berufswunsch aus Kindertagen gedacht hat? Der junge Simonischek soll nämlich nach den ersten Kirchendiensten als Ministrant im Konvikt St. Paul im Lavanttal den Wunsch geäußert haben, später einmal als Bischof arbeiten zu wollen. Dies deshalb, weil Bischöfe von allen verehrt und bekniet würden. Zwar ist er nicht Bischof gewor den, der Simonischek, bekniet und bejubelt wird er von seiner wachsenden Fan-Gemeinde aber trotzdem. Obwohl er schon seit mehr als zwei Jahrzehnten auf der Bühne "lebt", brach in der Heimat Österreich erst mit der "Jedermann"-Rolle bei den Salzburger Festspielen 2002 die fast blinde Publikums-Liebe über den gebürtigen Grazer herein.

Das Verehren und Bekniet werden lässt ihn offenbar seit dem Mittelschul-Alter nicht mehr los: man sieht Simonischek an, dass er das Lob der Kritiker und noch vielmehr den Jubel der Zuseher genießt. Auch wenn er in Interviews manchmal grübelt, ob er nicht schon zu populär und leutselig geworden ist, um immer noch als charakterstarker Schauspieler zu gelten. Sehr tief scheinen diese Sorgen aber nie zu gehen. D
ie Schauspiel-Karriere be ginnt Simonischek nach Lehrjahren am Grazer Schauspielhaus im frei gewählten Exil: an der Berliner Schaubühne unter Regie-Ass Peter Stein. Er selbst bezeichnet die folgenden 20 Jahre als seinen Lebenstraum. Die Berliner Schaubühne galt unter Stein fast als eine Art Orden, wie vor sehr langer Zeit auch das Burgtheater, das heute mehr einem durchrationalisierten Kunstbetrieb gleicht. Einem Kunstbetrieb mit einer Struktur, in der sich ein viel Beschäftigter wie Simonischek, der auch beim Film und im Fernsehen mehr als gefragt ist, wohl fühlen kann.

Simonischeks Geburtstag fällt heuer nicht zum ersten Mal mitten in die Festspielzeit. Insgesamt 25 Sommer lang wirkte der gebürtige Grazer bei Schauspiel-Produktionen der Salzburger Festspiele mit, zum fünften Mal als "Jedermann" im gleichnamigen Stück von Hugo von Hofmannsthal. Das er also auch an seinem 60. Geburtstag auf der Bühne steht ist nichts Ungewöhnliches. Schließlich will er in einem Interview schon gar nicht mehr wissen, wie Urlaub funktioniert und was er im Sommer anderes tun soll, als in Salzburg auf der Bühne zu stehen. Deswegen hat er wohl auch kürzlich für eine weitere "Jedermann"-Saison (2007) zugesagt.

Im Grunde hat Simonischek eine typisch österreichische Schauspieler-Laufbahn zurückgelegt: Als Österreicher hat er sich an Deutschlands erster Bühne durchgesetzt, was bestimmt nicht leicht war. Als er dann von Direktor Klaus Bachler 1999 ans Burgtheater gelockt wurde, war er aber umso schneller eingemeindet. Die Unterschiede zwischen Wien und Berlin hat Simonischek einmal so beschrieben: Auf dem Weg zu einer Vorstellung in Berlin geriet er in einen Unfall, sprang aus dem Auto und rief: "Ich bin Schauspieler, ich muss zur Vorstellung." Worauf die Umstehenden nur höhnisch lachten. In Wien gäbe es das laut Simonischek nicht, da habe man noch Achtung vor und Liebe zur Kunst, man verehrt Darsteller statt ihre Leistungen zu zergliedern und nach "faulen" Stellen zu fahnden.

Allerdings hat er es auch leicht in Österreich, als Publikumsliebling. Mit einer Rolle, die er perfekt verkörpert, vor allem im ersten Teil, in dem sich der reiche Mann noch unversehrt dem guten Leben hingeben kann, bevor der Tod an ihn heran tritt. Der "Jedermann" verlangt allerdings mehr Kondition als man annehmen würde, weswegen Simonischek vor den Domplatz-Vorstellungen auch schon mal bei Fastenkuren gesehen wurde.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.