US-Behörden lehnten Visum für Anne Frank ab

Trotz der Fürsprache einflussreicher US-Bürger hätten die US-Behörden den Franks kein Visum gewährt.

Über 60 Jahre nach dem Tod von Anne Frank sind in den USA Briefe ihres Vaters Otto veröffentlicht worden, die Licht auf die verzweifelte Suche der jüdischen Familie nach einer Fluchtmöglichkeit aus Hitler-Deutschland werfen. Trotz der Fürsprache einflussreicher US-Bürger hätten die US-Behörden den Franks kein Visum gewährt, so der US-Historiker Richard Breitman.

Otto Franks Kontaktperson in den USA war Nathan Straus Jr., ein Freund aus Heidelberger Studientagen. Straus war Sohn des Gründers der US-Kaufhauskette Macy's. In einem der nun veröffentlichten Briefe bittet Frank den Freund 1941 verzweifelt um Hilfe: Er bat ihn um die Hinterlegung einer Finanzbürgschaft, damit die USA der Familie die Einreise genehmigen.

"Die Familie Frank hatte gute Kontakte, aber diese reichten nicht aus", sagte Breitman. Im Jahr 1941 sei es für eine Flucht in die USA "letztlich zu spät" gewesen. In dieser Zeit hatte das Land seine Einreisebestimmungen erheblich verschärft - vor allem aus Furcht vor ausländischen Spionen. "Anne Frank könnte heute eine Frau von 77 Jahren sein, die als Schriftstellerin in Boston lebt", sagte Breitman bei der Vorstellung der Dokumente im New Yorker Forschungszentrum "YIVO Institute for Jewish Studies".

Anne Frank war nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit ihrer Familie aus Deutschland nach Amsterdam geflüchtet. Dort hielten sich die Franks versteckt, bis sie 1944 verraten wurden. Anne Frank starb 1945 im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Auch ihre Schwester Margot und ihre Mutter Edith starben. Ihr Vater Otto überlebte hingegen und veröffentlichte nach dem Krieg die bewegenden Aufzeichnungen seiner Tochter, die unter dem Titel "Das Tagebuch der Anne Frank" weltweit berühmt wurden. Otto Frank starb 1980 in der Schweiz.

(APA)

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