Als Paris Hilton mit Dosen beworfen wurde

OPERNBALL-VORSPIEL. Sprachliche und technische Verständigungsprobleme bei der Pressekonferenz mit Paris Hilton – und ein Abbruch der Autogramm-Stunde.

WIEN. Im Kinosaal zwei in der Lugner City standen Fotografen, Kameramänner und Redakteure mit regennassen Schuhen auf den plüschigen Kinosesseln als Paris Hilton den Saal nur knapp 15 Minuten verspätet betrat. Das war aber auch die einzige Überschreitung guter Sitten. Die von Wien heute-Moderator Markus Pohanka ausgesprochene Bitte, die Fragen mögen bitte nacheinander und nur auf Deutsch gestellt werden, wurde fast ausnahmslos befolgt.

Davor durften aber Richard und Christine Lugner ein paar Begrüßungsworte an ihren Gast richten. Er auf deutsch („Liebe Bäriss Hilton“), sie auf englisch. Er verglich die blonde Hotelierstochter mit Prinzessin Diana, sie übergab Hilton drei Geschenke zum bevorstehenden 26. Geburtstag: Carving-Skier, eine pinke Luxus-Uhr („so that you will never come to late“) und einen kristallenen BlackBerry, und traf damit ins Schwarze: Geschenke machen einer der reichsten 25-Jährigen der Welt offenbar immer noch die meiste Freude. Egal von wem sie kommen.

Über ein Geschenk habe sie sich bei der Ankunft in Wien aber besonders gefreut: Ihr „boyfriend“ habe ihr zum Valentinstag Geschenke und Blumen ins Wiener Hilton gesendet, haucht Hilton. Aber nicht nur deswegen sei die Ankunft in Wien sehr nett gewesen: „Ich habe mich sehr willkommen geheißen gefühlt.“ Was sie in Wien auf noch tun wolle? „Shoppen“. Was sonst? Mit viel „very nice“ and „sweet“ verging die gesittete Fragestunde, bei der man wenig bis nichts Substanzielles in Erfahrung bringen konnte.

Nur bei der Frage nach ihren Gastgebern, den Lugners, verlor sie kurz den Faden – vielleicht auch weil sie da gerade verhalten eine SMS in ihr Luxus-Handy tippte – um dann aber doch wieder zurück zum gewohnten Wortschatz zu finden: „Very sweet and nice people“ und „Sie sind sehr mächtige Leute hier in eurem Land“. Welche berühmten Österreicher sie am Opernball treffen werde, wisse sie nicht genau: „Ich weiß nur, dass ich den Präsidenten treffen werde“, sagt sie, und „ich bin deswegen sehr aufgeregt“. Dabei sieht sie gar nicht so aus. Und ob Heinz Fischer auch davon wusste?

Als ein tschechischer Redakteur auf Deutsch zwei Fragen stellt, wird von Moderator Pohanka die zweite – die ob sie am Ball ein Höschen tragen werde – erst gar nicht übersetzt. Die Zeit sei ja auch schon wieder vorüber. Der straffe Zeitplan muss eingehalten werden. Einmal noch posieren Hilton, Lugner und Rich-Prosecco-Gründer Günther Aloys für die Kameras – mit Dosen-Sekt und Popcorn. Da drängt sich plötzlich Adrian Holender, Sohn des Staasoperndirektors ins Bild. Ihn hatte Lugner zu Beginn angekündigt: „Holenders Sohn, Reporter für ein Society-Magazin, ist auch bei uns und wird uns zeigen, dass nicht alle Mitglieder der Familie, naja, eigenartig sind.“ Als derselbe dann, ein Foto mit der Hotelerbin verlangt, wird Lugner ungehalten: „Sie können doch da nicht einfach so herkommen.“ Ähnlich unerfreulich verlief der restliche Nachmittag: Die Autogrammstunde auf der Lugner City-Bühne musste nach einer halben Stunde abgebrochen werden, weil Lippenstifte, Dosen und Flugblätter der kommunistischen Jugend auf die Bühne geworfen wurden. „Es ist wirklich nicht mehr gegangen“, so Lugner.

Inline Flex[Faktbox] WIEN-PROGRAMM("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2007)

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