Afrika macht die Geier-Fonds reich

USA-Afrika. Eine Untergruppe von Hedge Fonds handelt mit den Schulden der Armen.

Washington. Vor knapp einem Jahr haben 18 arme Länder nach langem Drängen besorgter Bürger, wie auch den Sängern Bono und Bob Geldof, und kirchlicher Kreise einen weitgehenden Erlass ihrer Schulden erreicht. Doch jetzt geht ein Teil dieser Gelder an westliche Spekulanten, die mit Dritte-Welt-Schulden handeln und ihre Rechte vor westlichen Gerichten durchsetzen.

Einer davon nennt sich „Goldfinger“. Er hat eine Villa im schönen Virginia, vor den Toren Washingtons. Seine Investmentfirma ist auf den Virgin Islands in der Karibik registriert, und seine Interessen in den USA vertritt Greenberg Traurig, eine Lobbyingfirma aus Washington. Michael Francis Sheehan ist der Gründer und Besitzer von Debt Advisory International, einem Vulture Fund, der sich auf das Spekulieren mit Drittweltschulden spezialisiert hat. Vor kurzem entschied ein Gericht in London, dass Sambia, das ehemalige Nord-Rhodesien und eines der ärmsten Länder Afrikas, Sheehan rund die Hälfte des vollen Werts einer Schuld zahlen müsse, die Sheehan zu einem Spottpreis aufgekauft hatte. Das Geld, das Sambia dem Spekulanten zahlen muss, wird etwa die Hälfte dessen auffressen, was Sambia 2006 dank dem Schuldenerlass einsparen wird.

Sheehan hatte die Schuld vor sieben Jahren aufgekauft, nachdem die Regierung von Rumänien Sambia offeriert hatte, eine alte Schuld in Höhe von 15 Mio. Dollar gegen Zahlung von drei Mio. Dollar restlos zu streichen. Sheehan gelang es, Sambia dazu zu überreden, die Forderung an seine Firma abzutreten, indem er dem damaligen Präsidenten des Landes zwei Mio. Dollar anbot, angeblich für einen wohltätige Zweck. Dann reichte er seine Forderung vor dem Gericht in London ein: Begleichung der ganzen Schuld plus Zinsen und Zinseszinsen. Aus drei bzw. fünf Mio. wären 55 Mio. geworden. Das Gericht gab Sheehan zwar nur zum Teil Recht, weil Bestechung involviert war, doch Sheehan's Firma wird immer noch rund 20 Mio. Dollar erhalten. Das Geld wird direkt aus dem Schul- und Sozialbudget kommen, das die Regierung von Sambia mit dem Schuldenerlass finanziert.

Große Geldgeber für Bush

Jetzt hat der Fall viel Staub aufgewirbelt. Die BBC brachte kurz vor dem Gerichtsurteil einen Dokumentarfilm (www.bbc.co.uk, Vulture Funds Report), und die berühmte US-Radiojournalistin Amy Goodman nahm die Sache in ihrem Radioprogramm auf (www.democracynow.org). Der demokratische Abgeordnete John Conyers sprach Präsident Bush im Weißen Haus auf das Thema an. Denn die Vulture Funds (wörtlich: Geier-Fonds), die mit Drittweltschulden spekulieren, sind nicht auf Sheehan und seine Firma Debt Advisory International beschränkt. Vielmehr handelt es sich um eine ganze Subspezies der Hedge-Fund-Industrie.

Einer der aktivsten und erfolgreichsten dieser Spekulanten ist der New Yorker Milliardär Paul Singer, der größte Geldgeber von Präsident Bush im letzten Wahlkampf. Seine Firma (Elliott Associates) kaufte für zehn Mio. Dollar einen Teil der Schulden der Republik Kongo. Vor Gericht will er nicht nur den vollen Betrag inklusive Zinsen (127 Mio.), sondern Schadenersatz wegen Korruption – insgesamt also 400 Mio. Dollar.

Inline Flex[Faktbox] SPEKULATIONEN("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.