München. Auch Teddys wollen etwas erleben. Und dafür greifen Besitzer tief in die Tasche.
WIEN/München. Robert befindet sich gerade auf Städtereise in München. Acht Tage hat er Zeit, um die Bayern-Metropole zu erkunden. Morgens ist er dabei, wenn in der Frauenkirche ein Kerzchen angezündet wird, mittags geht's über den Marienplatz, abends dann auf eine Maß Bier ins Hofbräuhaus. Natürlich werden überall Erinnerungsfotos geknipst. Und doch ist Robert kein ganz normaler Tourist: Er ist ein Plüsch-Löwe - für den seine Besitzerin eine Pauschalreise gebucht hat.
Seit rund einem Jahr betreiben die Münchner Elke Verheugen und Christopher Böhm die Reiseagentur "Teddy in Munich". Stofftier-Besitzer können bei ihnen eine Tour für ihre Lieblinge buchen, die dann vor den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt abgelichtet werden. "Stofftiere müssen immer arbeiten. Sie müssen ihre Besitzer trösten und immer für sie da sein. Da haben sie sich schon mal einen Urlaub verdient", meint Verheugen (fast) todernst.
Je nach Ansichtssache klingt die Geschäftsidee des Paares wie ein Kindheitstraum oder wie ein schlechter Scherz für Menschen, die nicht wissen, wie sie ihr Geld ausgeben sollen. "Dass die Idee verrückt ist, wissen wir selbst. Aber wir haben auch erkannt, wie wichtig Stofftiere für Menschen sind", sagt Verheugen, die im wirklichen Leben - wenig überraschend - Marketing-Fachfrau - ist.
Eine Stofftier-Besitzerin aus Tutzing bei München etwa erfüllte Teddy Bine und in erster Linie sich selbst solch einen lang gehegten Traum. Bine mit den Knopfaugen sollte zum Geburtstag an ihren Geburtsort - eine Münchner Fabrik - zurückkehren. Im Rucksack, den Bine umgeschnallt hatte, befanden sich zehn Euro für ein Geburtstagsgeschenk. Sie wollte ein Dirndlkleid, das sie auch bekam, erzählt Verheugen.
Egal, wie verrückt eine Pauschalreise für Teddys, die die Veranstalter nebenberuflich organisieren, sein mag, lukrativ ist sie allemal. In den letzten acht Monaten blätterten mehr als 60 Plüschtier-Fans mindestens 99 Euro pro Kuscheltier und Reise hin. Sogar aus Mexiko, Griechenland oder Hongkong wurden die Tiere den Münchnern mit der Post zugesandt. Zur Zeit genießt gerade Lasse, ein Schwein aus Schweden, eine erholsame Zeit in der Isar-Metropole. "Lasse ist mächtig beeindruckt", sagt Verheugen.
Extrawünsche wie Paragleiten, Bungee-Jumping sowie Opernbesuche oder die Besichtigung des Deutschen Museums werden jederzeit erfüllt - gegen Aufzahlung, versteht sich. Mit nach Hause bringt Teddy dann ein Erinnerungsalbum komplett mit Goldprägung und den besten Fotos des unvergesslichen München-Trips.