Drogenexperte: "Heroin in den USA so billig wie nie"

Interview. Drogenexpertin Leis plädiert für Alternativen zum üblichen Strafvollzug.

Wien. "Heroin ist in den USA so billig wie nie. Deswegen gibt es auch so viele Mittelklasse-Jugendliche wie nie, die mit Drogen experimentieren", erklärt Roberta Garson Leis von der US-Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) "Join Together". Drogen seien heute auf der Straße um die Hälfte von dem Preis zu kaufen, den sie noch vor zehn Jahren hatten. "Das senkt die Hemmschwelle", sagt Leis.

"Viele gelangen über Schmerzmittel zur Drogenabhängigkeit. Niemand will abhängig sein, es passiert". Doch einmaliger Drogenbesitz kann in den USA schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben Jugendlicher haben, erklärt die Expertin. "Der Besitz von Marihuana beispielsweise bedeutet auch den Verlust jeglichen Anspruchs auf staatliche finanzielle Unterstützung beim Besuch eines Colleges."

Doch nicht zuletzt für solche Fälle hat sich in den USA die bahnbrechende Einrichtung von Drogengerichten als Alternative zum herkömmlichen Strafvollzugssystem etabliert. Drogenabhängige, die wegen eines Nicht-Gewaltdelikts unter Anklage stehen, erhalten - so sie es wollen - bei der Überwindung ihrer Abhängigkeit Unterstützung.

Das Programm dauert mindestens ein Jahr und beinhaltet je nach Schwere der Abhängigkeit medizinische und psychologische Betreuung sowie die Entgiftung des Körpers. Kernziel ist die soziale Integration, sagt Leis. Die Betreuten sollen wieder selbstständig ein normales Leben führen können. "Der Erfolg des Prinzips der Behandlung anstatt der Inhaftierung ist überwältigend", berichtet Leis.

Die Fakten sprechen für sich: Seit der Einführung im Jahr 1989 haben etwa 400.000 Personen an den Programmen der insgesamt 1600 Drogengerichte teilgenommen. 71 Prozent der Teilnehmer haben erfolgreich abgeschlossen. Die meisten stehen nach der Überwindung ihrer Sucht wieder voll im Arbeitsleben.

Doch für die US-Regierung, die jährlich umgerechnet mehr als 33 Millionen Euro allein in die Drogengerichte investiert, dürften diese Daten noch überzeugender sein: Das System bringt enorme Einsparungen: Während Gefängniskosten pro Häftling und Jahr etwa 40.000 US-Dollar ausmachen, belaufen sich die Ausgaben pro Delinquent des Drogengerichts auf lediglich höchstens 4000 US-Dollar.

Doch Roberta Leis kritisiert, dass nur ein geringer Anteil der Staatsausgaben in den Bereich der Drogenprävention fließt. Der Löwenanteil von zwei Drittel wird für den Stopp der Inlandsproduktion, aber auch für die Vernichtung von beschlagnahmten Drogen aufgewendet.

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