Frankreich: Schuldsprüche im Pädophilen-Prozess

Angeklagte vermieteten Kinder für ein paar Zigaretten zu Sexspielen.

Angers/Wien. 65 Angeklagte, 45 Opfer, 60 Anwälte: Das waren die Hauptdarsteller im größten Kindesmissbrauchs-Prozess in der französischen Justizgeschichte. Bis Mittwoch mussten 430 Seiten Anklageschrift durchgearbeitet werden, bis endlich die Urteile gesprochen werden konnten. Die Schlüsselfiguren erhielten langjährige Haftstrafen: Franck V. wurde zu 18 Jahren Gefängnis und zwölf Jahren Sicherungsverwahrung verurteilt, seine Frau Patricia M. soll für 16 Jahre hinter Gitter.

Auf der Anklagebank saßen 39 Männer und 26 Frauen im Alter von 23 bis 73 Jahren. Bei der Verlesung der Anklage brachen Geschworene und Anwälte in Tränen aus: Sowohl Männer als auch Frauen hatten 45 Kinder über vier Jahre hinweg missbraucht oder zur Prostitution gezwungen. Bei Sex-Parties stellten sie auch ihre eigenen Kinder pädophilen Verwandten oder Freunden zur Verfügung. Reue oder Einsicht zeigten sie im Gerichtssaal nicht.

"Treffen wir uns am Sonntag auf einen Kaffee?", hieß es in der Code-Sprache der Angeklagten, als man sich in privaten Wohnungen und Schrebergarten-Siedlungen traf. Drei- und vierjährige Kinder wurden zu Oral-Sex gezwungen, ein heute 13-jähriges Mädchen mehr als 30mal vergewaltigt.

Für die Vermietung ihrer Kinder verlangten Eltern Bezahlung in Form von einer Stange Zigaretten, neuen Autoreifen und ein paar Euro. Eine der Hauptangeklagten des Pädophilen-Netzes - eine Frau, die selbst als Kind von ihrem Vater missbraucht wurde - stellte sogar Rechnungen für die "angebotenen Dienste" ihres Kindes aus. "Ich hasse meine Kinder", gab sie im Zeugenstand zu Protokoll.

Die meisten der Männer und Frauen auf der Anklagebank stammen aus einem ähnlichen sozialen Milieu: Sie wurden bereits von ihren eigenen Eltern sexuell missbraucht. Viele von ihnen sind Alkoholiker, seit langem arbeitslos und haben einen unterdurchschnittlichen Intelligenzquotienten. Einige konnten einfache Fragen, die der Richter an sie gestellt hatte, nicht verstehen. Moralische Bedenken hatte keiner von ihnen geäußert.

Ob die missbrauchten Kinder jemals ein halbwegs normales Leben führen können, halten Psychologen für äußerst unwahrscheinlich.

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