Banken: London untersucht den Libor-Skandal

Banken London untersucht LiborSkandal
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Großbritannien nimmt die Libor-Manipulation zum Anlass, die "Kultur" der Finanzwelt zu untersuchen. Bei der Großbank Barclays gibt es erste prominente Opfer.

London/Wien/Ag./Red. Die Regierung in London wird wegen der weltweiten Manipulation des Libor-Zinssatzes eine breite Untersuchung der britischen Finanzindustrie starten. Gegenstand sollen dabei nicht nur der Zinsbetrug selbst, sondern auch die „Kultur und die Standards“ der Bankenbranche sein.

Mehreren Instituten wird vorgeworfen, den sogenannten Libor jahrelang manipuliert zu haben. Einige Großbanken müssen die Zinsen, zu denen sie anderen Instituten Kredite geben, täglich an eine Zentrale melden, wo der Durchschnitt – der Libor – für mehrere Laufzeiten und Währungen errechnet wird. Er dient als Basis für zahlreiche Kredite, Sparprodukte und Derivate im Umfang von weltweit 360 Billionen Dollar.

Der Skandal hat am Montag den ersten Spitzenbanker den Job gekostet: Marcus Agius, Aufsichtsratschef der Großbank Barclays, erklärte seinen Rücktritt. In der Vorwoche war das Institut zu einer Strafe von knapp 400 Mrd. Euro verdonnert worden. Die Wogen haben sich seither jedoch nicht geglättet. Vor allem Politiker aus Reihen der Labour-Partei fordern auch den Rücktritt von Bankchef Bob Diamond.

Finanzminister unter Druck

Oppositionsführer Ed Miliband plädiert für eine breit angelegte Untersuchung des Finanzsektors nach dem Vorbild der „Leveson-Untersuchung“, die nach dem Abhörskandal der Murdoch-Presse die Ethik der Medien untersucht. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss, vor dem am Mittwoch auch Diamond erscheinen soll, ist bereits angesetzt.

So umfangreich dürfte die Untersuchung nicht ausfallen – Finanzminister George Osbourne hält sie für Zeit- und Geldverschwendung. Allerdings steht er unter dem Druck des Parlaments und der Öffentlichkeit. Zudem soll es eine Sonderuntersuchung der Zinsmanipulation geben. Die Korruptionsbehörde (Serious Fraud Office) hat angekündigt, binnen einem Monat zu entscheiden, ob es strafrechtliche Konsequenzen für Barclays-Mitarbeiter geben werde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2012)

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