Olympische Spiele: Hochkonjunktur für Realisten

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Österreich wird nur 69 Athleten zu den Sommerspielen nach London entsenden. Wunderdinge in Form vieler Medaillen sind nicht zu erwarten.

Wien. Sprücheklopfer sind bei Olympischen Sommerspielen gut beraten, den Mund gar nicht erst aufzumachen. Beim größten Sportereignis der Welt zählt die Alpenrebublik Österreich alle vier Jahre traditionell nicht zu den Großmächten. Das wird auch in London, wo von 27. Juli bis 12. August um olympisches Edelmetall gekämpft wird, nicht anders sein.

„Bemüht man die Statistik, holen wir im Schnitt drei Medaillen“, bemerkte ÖOC-Präsident Karl Stoss, als am Freitag in Wien die österreichische Olympiamannschaft vorgestellt wurde. Ziel sei es, wie schon die Jahre zuvor, drei Medaillen zu erobern. Ein realistisches und dennoch ambitioniertes Vorhaben, stellt das Österreichische Olympische Comité mit 69 Athleten (30 Damen, 39 Herren) doch die nominell kleinste Mannschaft seit 1976. Zu den Spielen nach Montreal wurden nur 64 Sportler entsandt. Der Kreis der Medaillenanwärter ist überschaubar, Medaillengaranten gibt es ohnehin keine.

„Bei Paszek Hände gebunden“

Die Mannschaft könnte bis zur offiziellen Nennfrist am Montag noch Zuwachs bekommen, sollten Leichtathleten am Wochenende das geforderte Limit erbringen. Ein besonderer Fall ist Tamira Paszek. Die zuletzt erfolgreiche Tennisspielerin hat die nationalen Auflagen erfüllt, bekommt aber aufgrund eines fehlenden Fedcup-Einsatzes international kein grünes Licht. Der ÖOC verfasste ein Schreiben an den Internationalen Tennisverband ITF und das Internationale Olympische Komitee IOC. Bis Montag hofft man auf eine Antwort und die Wende in dieser Causa. „Wir versuchen alles, weil Paszek eine potenzielle Medaillenkandidatin ist, aber uns sind die Hände gebunden“, sagte Präsident Stoss.

Unabhängig davon, ob Paszek mit nach London reist, wird das Schwimmteam mit 13 Aktiven die größte Delegation stellen. Aus diesem Lager entspringen die jüngsten Teilnehmer. Der Steirer Christian Scherübl ist 18 Jahre, die Kärntnerin Lisa Zaiser gar erst 17 Jahre alt. Österreichs Mannschaft wird in Großbritannien allerdings auch durch echte Routiniers vertreten sein. Schütze Thomas Farnik (45) bestreitet als Rekordteilnehmer seine sechsten Olympischen Spiele. Zum bereits fünften Mal gehen Kanute Helmut Oblinger und Tischtennisspieler Werner Schlager an den Start. Mit Schwimmer Markus Rogan (zweimal Silber 2004), Judoka Ludwig Paischer (Silber 2008), Segler Andreas Geritzer (Silber 2004) und Schütze Christian Planer (Bronze 2004) stehen vier Athleten mit Edelmetallerfahrung im „Team Austria.“

Besondere Ehre für Rogan

Als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier wurde Markus Rogan bestimmt, „dem es hoffentlich eine große Ehre ist“, wie Stoss anmerkte. Dafür vorgesehen war ursprünglich Ludwig Paischer. Schon am ersten Wettbewerbstag steigt der Salzburger auf die Matte, eine optimale Vorbereitung wäre so nicht möglich gewesen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2012)

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