Roco-Modellbahn ist entgleist

Insolvenz. Der Halleiner Modellbahn-Bauer erhofft Banken-Hilfe.

WIEN/HALLEIN. 45 Jahre nach der Gründung ist der Salzburger Modellspielwaren-Hersteller Roco zahlungsunfähig. Am Freitag musste Roco-Geschäftsführer Peter Maegdefrau den Konkursantrag über Teile der Roco Holding einbringen. Juni-Gehälter und Urlaubsgelder sind ausständig. Und in den insolventen Unternehmen der Roco-Gruppe stehen Passiva von 47 Mill. Euro Aktiva in der Höhe von 40 Mill. Euro gegenüber.

Ursache für die Insolvenz ist laut Eigentümer Maegdefrau der Einbruch auf dem deutschen Markt, wo die Firma zwei Drittel des Umsatzes von 45 Mill. Euro macht. Für Peter Zeitler von der Wirtschaftskammer ist dies die Folge der Kaufzurückhaltung in Deutschland. "Das Produkt hat aber einen guten Absatzmarkt. Vor allem als Spielzeug für Erwachsene", sagt er der "Presse".

"Wir hoffen, dass die Kaufkraft der Deutschen, die zuletzt ausgelassen haben, wieder stärker wird", so Zeitler. Darunter litt zuletzt auch der deutsche Weltmarktführer Märklin. Mit Jahreswechsel wurde ein Drittel der eintausend Beschäftigten abgebaut.

Welche Konsequenzen die Insolvenz für die 800 Roco-Mitarbeiter in Hallein-Rif, Gloggnitz und im slowakischen Banska Bystrica hat, ist noch unklar. Der Betriebsrat rät dem Personal, zu kommen, damit Abfertigungsansprüche bis zum Insolvenzverfahren nicht verloren gehen.

Maegdefrau strebt den Zwangsausgleich an. Die Firma steht mit der Hausbank Raiffeisen in Verhandlungen, um den Betrieb fortführen zu können. Ein Konzept für die Reorganisation liegt laut Verhandlungskreisen in der Schublade beim Raiffeisenverband. Die Dotation soll acht bis zwölf Mill. Euro betragen. Dafür möchte der Verband den Unternehmensberater Leopold Heher einsetzen. Er war schon bei Roco tätig.

In Branchenkreisen wird die missliche Lage bei Roco eng mit dem Eigentümer Maegedefrau in Zusammenhang gebracht. Nachdem er als Technik-Chef bei KTM einen Machtkampf gegen KTM-Chef Stefan Pierer verlor, verließ er das Unternehmen. 2002 übernahm er Roco. Seit damals wurden große Investitionen getätigt - wie der neue Hauptsitz in Hallein. Gleichzeitig sei das Roco-Geschäft schwächer geworden, sagen Branchenkenner. Für einen Wiener Modellbahn-Händler ist das keine Überraschung. "Roco-Preise sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Konkurrenten wie Märklin oder Trix liegen im Preis darunter - die Qualität ist gleich."

Beim Versuch, das Salzburger Unternehmen zu retten, muss sich der Raiffeisenverband nun mit der Hypo Bank zusammenraufen. Der Hypo Leasing gehört nämlich jene Liegenschaft, in die Roco 2004 übersiedelt ist.

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