Der ÖVP-General hat eine böse Broschüre gegen Rot-Grün verfassen lassen. Huch!
Stimmt, es gibt subtilere Zeitgenossen als Hannes Rauch. Auch pointiertere Formulierer (etwa Herbert Kickl, FPÖ), größere Nachdenker (Stefan Wallner, Grüne) und mächtigere Partygäste (Laura Rudas, SPÖ). Aber Hannes Rauch ist Generalsekretär der angeschlagenen ÖVP, und als solcher hat er für seine teils frustrierten Funktionäre einen Folder mit Argumenten gegen Rot-Grün verfassen lassen.
Tatsächlich träumen fast alle namhaften SPÖ- und Grün-Politiker vom Zustandekommen einer solchen Koalition und arbeiten daran, auch wenn sie laut Umfragen noch nicht wahrscheinlich ist. Rauch will sie naturgemäß verhindern und seine müden Leute mobilisieren. Das ist nämlich sein Job.
Manche Passagen und und Argumente (Haschisch! Guantánamo-Häftlinge!! Enteignung!!! Anarchie!!!!) lesen sich schlicht bis dümmlich. Aber die hysterisch-aufgeregten Reaktionen aus den anderen Parteizentralen passen gut dazu: Böse, grob-verzerrend und im FPÖ-Style, lauten da die Vorwürfe sinngemäß. Dass sowohl grüne als auch rote Parteimanager keine Kinder von Traurigkeit waren und sind, politische Gegner gern einmal der gemeinen Lüge, des Faschismus und der absichtlichen Ausbeutung der Armen bezichtigen, haben sie großzügig vergessen.
Was soll die ÖVP aus Sicht der beiden Parteien eigentlich in der aktuellen Situation machen? Aus dem Nationalrat in ein Sanatorium wechseln? Aufgeben und sich der FPÖ anschließen? Die Hände falten und bis zum Wahltag beten? Oder auf dem rot-grünen Ponyhof brav für das Gnadenbrot die Runden drehen?
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2012)