Tour: Fassungslosigkeit bei Teams nach Nagel-Attacke

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"Jemand, der Nägel auf eine Abfahrt wirft, die Fahrer mit 80 km/h herunterrasen, ist ein Krimineller", schimpfte BMC-Teamchef John Lelangue. Bradley Wiggins erntete Lob für seinen Sportsgeist.

Sabotage, Chaos, krimineller Akt: Die Reaktionen auf die mysteriöse Nagel-Attacke auf die 99. Tour de France am Sonntag waren deutlich. Einigkeit herrschte auch beim großen Lob für den fairen Bradley Wiggins, der den schwarzen Tag "mit Sportsgeist rettete", wie das britische Blatt "Independent" am Montag schrieb. Der Mann im Gelben Trikot hatte eine Tempodrosselung im Feld der Topfahrer durchgesetzt, als er vom dreifachen Pannenpech seines Konkurrenten Cadel Evans erfahren hatte.

Durch Wiggins' Entgegenkommen holte der Vorjahressieger rund zwei Minuten wieder auf. Der Tour-Veranstalter ASO erstattete Anzeige gegen unbekannt, die Staatsanwaltschaft von Foix leitete Ermittlungen ein.

Kurz nach der von ihm eingeleiteten Solidaritäts-Aktion musste Wiggins, der im Fahrerfeld jetzt endgültig - und nicht nur durch seine souveräne Fahrweise - zur nahezu unangefochtenen Autorität aufgestiegen ist, wegen eines Platten rechts ran. Das gleiche Schicksal traf auf der gefährlichen Abfahrt von der 1.375 m hohen Mur de Peguere Vincenzo Nibali und etwa 30 weitere Fahrer. Der Kroate Robert Kiserlowski brach sich bei einem Sturz das rechte Schlüsselbein, als er von Levi Leipheimer überfahren wurde.

Prudhomme: "Hätte tragisch enden können"

"Was für ein Drecksack wirft denn Nägel auf die Straße des größten Radrennens der Welt?", twitterte der empörte Weltmeister und Wiggins-Teamkollege Mark Cavendish. "Jemand, der Nägel auf eine Abfahrt wirft, auf der Rennfahrer mit 80 Stundenkilometer herunterrasen, ist ein Krimineller", erregte sich John Lelangue, Manager im Evans-Team BMC. "Das hätte tragisch enden können. So etwas kommt zum Glück selten vor, ist aber gemeingefährlich", erklärte Tour-Direktor Christian Prudhomme.

"Ich glaube, das war einer mit einem besonders kranken Sinn für Humor - der hat die lebensgefährlichen Konsequenzen gar nicht bedacht", sagte Tour-Veteran Jens Voigt der Nachrichtenagentur dpa. Der Berliner, der auf einer Abfahrt vom Kleinen Sankt Bernhard vor drei Jahren gestürzt war und schwer verletzt aussteigen musste, kam am Sonntag glimpflich davon. "Ich hatte auch einen Platten wie sechs Teamkollegen, konnte aber zum Glück vor einer Kurve bremsen und kam auf dem Seitenstreifen zum Stehen", berichtete er.

Sabotageakte haben bei der Tour Geschichte. 1904 lagen auf der 5. Etappe zwischen Nantes und Bordeaux ebenfalls Nägel auf der Straße. Begleitfahrzeuge gab es noch nicht - der spätere Tour-Sieger Henri Cornet musste die letzten 40 Kilometer mit platten Reifen ins Ziel schlingern. Voigt erinnerte sich an 1999: "Da gab es einen Angriff auf uns Fahrer mit Tränengas. Jemand hatte etwas von einer Brücke gesprüht. Uns allen brannten ganz fürchterlich die Augen."

(ag)

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