Die Styria ordnet sich neu

Styria ordnet sich
Styria ordnet sich(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Die Redaktionen von "Presse" und "Wirtschaftsblatt" bleiben eigenständig, die Organisationen sollen aber näher zusammenrücken. Ein erster Schritt dazu ist die neu bestellte Geschäftsführung für beide Blätter.

Seit Freitag steht fest, wie die Styria Media Group ihre beiden Tageszeitungen „Die Presse“ und „Wirtschaftsblatt“ für die Zukunft wappnen will: Die Redaktionen der beiden Blätter bleiben eigenständig, allerdings sollen die Organisationen enger zusammenrücken und vor allem in kaufmännischen Bereichen Synergien entwickeln.

Der Styria-Vorstand hat sich entschieden, diese Reorganisation mit einem komplett neuen Führungsteam umzusetzen. Daher scheidet das bisherige Management-Team aus: Die Geschäftsführer Reinhold Gmeinbauer („Presse“), Hans Gasser („Wirtschaftsblatt“) und Klaus Hoffmann („Wirtschaftsblatt digital) und die Chefredakteure Michael Fleischhacker („Presse“) und Wolfgang Unterhuber („Wirtschaftsblatt“) verlassen den Medienkonzern. Die Geschäftsführung für beide Blätter übernehmen Michael Tillian und Herwig Langanger, der schon bisher der „Presse“-Geschäftsführung angehört hat. Neue Chefredakteurin des „Wirtschaftsblatt“ wird Esther Mitterstieler, als Nachfolger von Michael Fleischhacker hat die Styria Rainer Nowak vorgeschlagen, der bisher Innenpolitikchef und, gemeinsam mit Christian Ultsch, Leiter der „Presse am Sonntag“ war. Gemäß dem Redaktionsstatut der „Presse“ muss die Redaktion einem neuen Chefredakteur mit einem Drittel zustimmen. Die geheime Abstimmung erfolgt am Mittwoch.

Hans Gasser wird seine Funktion als Geschäftsführer des „Wirtschaftsblatt“ „in den nächsten Wochen zurücklegen“ und das Unternehmen „zum Ende dieses Jahres verlassen“, hieß es in einer Aussendung. Seine Tätigkeit als Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) werde er bis zu einer Entscheidung in den VÖZ-Gremien weiter wahrnehmen.


Verschlankung der Führung. Die beiden Marken „Die Presse“ und „Wirtschaftsblatt“ würden sich, wie Styria-Vorstand Klaus Schweighofer betonte, in einer starken wirtschaftlichen Position befinden, dies sei vor allem der bisherigen Führungsriege zu verdanken, die „die beiden Wiener Tageszeitungsmarken aus tiefroten Zahlen in die Profitabilität geführt“ hat. Dennoch sei es aufgrund der generell stagnierenden Entwicklung bei Printmedien möglich, „dass beide Marken selbst bei geringen Marktproblemen wieder ins Minus kippen“. Aus diesem Grund sei nun ein neuer Kurs einzuschlagen. Die deutliche Verschlankung der Führungsebene und die Installierung eines gemeinsamen Managements für beide Häuser soll ein Signal und „ein erster Schritt zur Neuorganisation und Bündelung der Kräfte“ der beiden Tageszeitungen sein, wie Styria-Vorstand Klaus Schweighofer am Freitag in einer E-Mail an alle Mitarbeiter und in einer Mitarbeiterversammlung betonte. Die Neuausrichtung bedeute „ein klares Ja zu beiden Marken, ein klares Ja zu mehr Innovation und neuen Produkten und ein klares Ja zu einer neuen Form des Qualitätsjournalismus mit zusätzlichem Fokus auf Digital. Wir wollen mit unserer journalistischen Arbeit mehr denn je relevant, exzellent und interessant sein“, betonte Schweighofer. Wie die Zusammenarbeit zwischen „Presse“ und „Wirtschaftsblatt“ künftig genau aussehen soll, werde erst in den kommenden Monaten erarbeitet. Dass es zu einer „Fusion auf Raten“ kommen könnte, schloss das Styria-Management bei der Mitarbeiterversammlung aus. Dass es zu Personalkürzungen kommen werde, schloss Schweighofer zwar nicht aus, er betonte aber, alle bisher kolportierten Zahlen von 30 bis 60 abgebauten Stellen seien jedenfalls falsch.

Der studierte Jurist und ausgebildete Rechtsanwalt Michael Tillian war zuletzt gemeinsam mit Werner Herics Vorstand der Regionalmedien Austria (RMA). Durch Tillians Wechsel, und weil auch Herics die RMA verlässt, um sich beruflich neu zu orientieren, bekommt auch die RMA ab Oktober eine neue Vorstandsführung mit dem langjährigen Styria-Manager Klaus Schauer und Stefan Lassnig, der seit 2005 Geschäftsführer der Bezirksblätter war.


Beste Redaktion des Landes.
Vor allem der Abgang von Michael Fleischhacker als Chefredakteur der „Presse“ hat am Freitag die österreichische Medienbranche überrascht und auch die Redaktion sehr getroffen. Fleischhacker betonte in seinem Abschiedsbrief an die Leser im Samstagsblatt der „Presse“, dass er Blatt und Styria „nicht ohne Wehmut, aber ohne jeden Groll darüber verlasse, dass ich nicht Teil des Neuen sein werde, das jetzt beginnt“. Die Leser bat er, seinem Freund und designierten Nachfolger Rainer Nowak Vertrauen zu schenken. „Er wird dieses Vertrauen, unterstützt von der besten Redaktion des Landes, nicht enttäuschen.“

In einer gemeinsamen Aussendung betonten die „Presse“-Chefs Reinhold Gmeinbauer und Michael Fleischhacker, dass sie sich aufgrund der neuen Konstellation gegen einen Verbleib im Unternehmen entschieden hätten, das Blatt, das sie acht Jahre gemeinsam geleitet haben, aber „aus freien Stücken verlassen und mit dem Wunsch, dass sich die Erwartungen und Hoffnungen des neuen Management-Teams für das gemeinsame Haus erfüllen“. red.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2012)

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