Antisemitischer Cartoon: Fischer tadelt Strache scharf

Antisemitischer Cartoon Fischer tadelt
Antisemitischer Cartoon Fischer tadelt(c) Dapd (Rudolf Brandstaetter)
  • Drucken

Der Bundespräsident hält dem FPÖ-Obmann eine Karikatur vor: "Tiefpunkt politischer Kultur". Die Staatsanwaltschaft prüft nach der im August aufgetauchten Karikatur Ermittlungen wegen Verhetzung.

Linz/Red./Apa. Es ist keineswegs die erste Kontroverse zwischen Bundespräsident Heinz Fischer und FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache, aber dieses Mal fiel die Schelte des Staatsoberhauptes für den FPÖ-Chef besonders heftig aus: Der Bundespräsident hat am Sonntag die Veröffentlichung eines mutmaßlich antisemitischen Cartoons durch den FPÖ-Obmann scharf verurteilt. Das sei „der Tiefpunkt politischer Kultur, der sich allgemeine und entschiedene Verachtung verdient“, betonte Fischer bei seiner Rede anlässlich der Eröffnung des Brucknerfestes 2012 in Linz.

„Das ist feige Spekulation“

Der Bundespräsident setzte schonungslos nach: „Wenn jemand in den politischen Diskurs eine Karikatur einbringt, wo ein feister Kapitalist mit gekrümmter Nase dargestellt wird – nämlich just mit einer gegenüber der ursprünglichen Zeichnung stärker gekrümmten Hakennase –, dann ist das eine feige Spekulation mit Überresten des Antisemitismus.“ Und weiter: „Dazu kann man nur in aller Deutlichkeit sagen: So nicht“, stellte der Bundespräsident fest.

Der FPÖ-Chef hatte auf der Internetplattform „Facebook“ eine Karikatur gepostet, auf der ein dicker Banker zu sehen ist, der von einem Regierungsbeamten angefüttert wird. Ersterer trägt eine Hakennase und Davidsterne auf seinem Jacket. Strache hat sich bereits Ende August in einem Interview mit der „Presse“ vehement zur Wehr gesetzt: „Hätte ich Davidsterne gesehen, wäre die Karikatur nicht auf meiner Seite veröffentlicht worden. So viel Intelligenz dürfen Sie mir schon zutrauen.“ Da werde eine „künstliche Hysterie“ erzeugt, meinte Strache.

Die Staatsanwaltschaft prüft nach der im August aufgetauchten Karikatur Ermittlungen wegen Verhetzung. Der World Jewish Congress hatte sich empört über den „antisemitischen“ Cartoon auf Straches Facebook-Seite gezeigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Antisemitischer Cartoon Strache weist
Politik

"Roter Parteisoldat": Strache kontert Fischer

Der FPÖ-Chef rügt die "verfehlten Gedanken" des Bundespräsidenten zu dem angeblich antisemitischen Cartoon auf seiner Facebook-Seite. Ein FPÖ-Funktionär will indes "von Strache nichts mehr wissen".
Politik

Antisemitischer Strache-Cartoon "war Kritik an Regierung"

VP-Justizminsterin Karl erklärt, warum die Ermittlungen wegen Verhetzung gegen den FPÖ-Chef eingestellt wurden.
Ermittlungen wegen Cartoon auf Straches Facebook-Seite eingestellt
Politik

Straches Facebook-Karikatur: Ermittlungen eingestellt

Der Staatsanwalt sieht den Tatbestand der Verhetzung nicht erfüllt. Die FPÖ reagiert erfreut: "Eine Watsche ins Gesicht der linken Berufsvernaderer".
Politik

Antisemitischer Strache-Cartoon "war Kritik an Regierung"

VP-Justizminsterin Karl erklärt, warum die Ermittlungen wegen Verhetzung gegen den FPÖ-Chef eingestellt wurden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.