"Roter Parteisoldat": Strache kontert Fischer

Antisemitischer Cartoon Strache weist
Antisemitischer Cartoon Strache weist(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Der FPÖ-Chef rügt die "verfehlten Gedanken" des Bundespräsidenten zu dem angeblich antisemitischen Cartoon auf seiner Facebook-Seite. Ein FPÖ-Funktionär will indes "von Strache nichts mehr wissen".

Nach der Kritik von Bundespräsident Heinz Fischer an der Veröffentlichung eines mutmaßlich antisemitischen Cartoons auf der Facebook-Seite von FP-Chef Heinz-Christian Strache holen die Freiheitlichen zu einem verbalen Gegenschlag aus. Fischer sei mit seiner Kritik "unglaubwürdig und wieder mal parteipolitisch motiviert", betonte Generalsekretär Harald Vilimsky am Montag in einer Aussendung. Das Staatsoberhaupt sei alles andere als ein moralisches Gewissen der Nation.

Strache selbst reagierte via Facebook auf die Schelte: Fischer sollte seine "verfehlten Gedanken und falschen, absurden Interpretationen, die aber vielleicht aufgrund seiner Funktion als in der Wolle gefärbter, roter Parteisoldat auch seinen persönlich, politisch-motivierten Wunschgedanken darstellen, überprüfen und künftig auch unterlassen". Der Bundespräsident hatte in seiner Rede bei der Eröffnung des Brucknerfestes in Linz von einem "Tiefpunkt politischer Kultur, der sich allgemeine und entschiedene Verachtung verdient" gesprochen.

Erinnerung an "Aufhetzung gegen Israel"

"Wo war der Aufschrei des Herrn Bundespräsidenten, als im Vorfeld der Wiener Wahl SPÖ-Gemeinderat Al Rawi hunderte Muslime vor dem Bundeskanzleramt gegen Israel aufgehetzt hat, die dann in weiterer Folge mit 'Wach auf, Hitler'-Schildern durch die Stadt Wien marodierten?", holte Vilimsky in der Aussendung weiter aus. "Faktum sei", dass Strache "in keiner Faser seines Wirkens" antisemitische Seiten erkennen lasse. Es werde selbst Fischer nicht gelingen, etwas herbeizureden, wo nichts sei, so der freiheitliche Generalsekretär.

"Will von Strache nichts mehr wissen"

Dass nicht alle FPÖ-Mitglieder geschlossen hinter Strache stehen, zeigte am Montag eine Umfrage der Interessenvertretung SOS Mitmensch. So sagte etwa Burkhard Wachter, FPÖ-Bürgermeister von Vandans in Vorarlberg: "Ich will von Strache nichts mehr wissen und mit der von ihm geführten FPÖ eigentlich nichts mehr zu tun haben." Die Obfrau der Bregenzer FPÖ, Andrea Kinz, meinte: "Dass Strache eine antisemitische Karikatur auf seine Facebook-Seite stellt, ist für mich mindestens genauso ärgerlich wie für Sie."

Weit vor wagte sich auch der FPÖ-Bürgermeister von Steinhaus in Oberösterreich, Harald Piritsch. Piritsch: "So etwas brauchen wir in der FPÖ nicht", betonte er gegenüber SOS Mitmensch, um seine Aussage kurz darauf per Aussendung zu widerrufen. Er habe lediglich "festgehalten, dass die FPÖ derartige Geschichten - dass wir immer sofort ins rechte Eck gestellt werden und uns Antisemitismus vorgeworfen wird - nicht brauchen." Die Reaktion der Organisation folgte eine halbe Stunde später: Sie schloss aus, den Funktionär falsch zitiert zu haben.

Cartoon

Auf der Karikatur, die auf der Facebook-Seite von Strache gepostet wurde, ist ein dicker Banker zu sehen, der von der "Regierung" angefüttert wird, während das Volk hungere. Seine Hakennase und Davidsterne auf dem Jacket brachten der FPÖ die Antisemitismus-Kritik ein, da diese Merkmale den Banker wohl als Juden ausweisen sollten. Die Staatsanwaltschaft prüft nun Ermittlungen wegen Verhetzung.

Strache hat sich bereits Ende August in einem Interview mit der "Presse" vehement zur Wehr gesetzt: "Hätte ich Davidsterne gesehen, wäre die Karikatur nicht auf meiner Seite veröffentlicht worden."

(Red./APA)

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