ÖBB: „Spüren den Abschwung ganz stark“

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Bahn-Chef Christian Kern erwartet beim Güterverkehr deutliche Rückgänge im Herbst. Den Turnaround habe die Bahn jedoch erst geschafft, wenn sie ihre Kapitalkosten selbst verdienen kann.

Wien/Jaz. Mit konkreten Zahlen ist man bei den ÖBB abseits des jährlichen Geschäftsberichtes traditionell zurückhaltend. Daher wollte Bahn-Chef Christian Kern auch bei der ersten öffentlichen Fahrt auf der Neubaustrecke von Wien nach St. Pölten die bereits angekündigte Rückkehr in die schwarzen Zahlen zum Halbjahr nicht genauer erläutern. Die ÖBB würden jedoch, trotz eines „schwachen zweiten Halbjahres“, auch im Gesamtjahr nach den Verlustjahren 2010 und 2011 wieder ein positives Nettoergebnis erzielen, ist sich Kern sicher.

Darin werden allerdings – wie jedes Jahr – auch staatliche Zahlungen für gemeinwirtschaftliche Leistungen, bestellte Verkehre, die Infrastruktur und Kreditrückzahlungen in Höhe von rund 2,5 Mrd. Euro enthalten sein (zusätzlich zahlt der Steuerzahler für die ÖBB-Pensionisten 1,7 Mrd. Euro und haftet für die ÖBB-Schulden). „Diese Zahlungen haben mit der Verbesserung des Ergebnisses jedoch nichts zu tun, da sie sogar leicht zurückgehen“, so Kern.

„Modelleisenbahn verkaufen“

Den Turnaround habe die Bahn jedoch erst geschafft, wenn sie ihre Kapitalkosten selbst verdienen kann. „Das bedeutet etwa im Güterverkehr ein positives Betriebsergebnis von 100 Mio. Euro“, so der Bahn-Chef. Nicht zuletzt aufgrund der sich eintrübenden Konjunktur sei daher auch eine weitere Strukturbereinigung notwendig. „Wir spüren den Abschwung nämlich ganz stark. Der Güterverkehr geht deutlich zurück“, sagt Kern.

Die von ÖVP-Chef Michael Spindelegger aufgeworfene Privatisierung wird von ihm und Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) unisono abgelehnt. Spindelegger könne gern „seine Modelleisenbahn verkaufen, aber nicht die ÖBB“, so Bures. Denn diese habe gesellschaftliche Aufgaben, die ein privater Investor abstellen würde, da sie sich betriebswirtschaftlich nicht genügend rentieren, so Kern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2012)

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