Der Australien-Roman "Wind der Erinnerung" erzählt die Geschichte einer starken Frau, die sich in ihrer neuen Heimat ihren Platz erkämpft und dafür einen hohen Preis bezahlt.
Ein Schicksalsschlag, der das Leben der Protagonistin verändert: Die Primaballerina Emma befindet sich am Höhepunkt ihrer Karriere, als nach einem Unfall klar wird, das sie nie wieder auf den großen Bühnen der Welt stehen wird. Trost erhofft sie sich von einer Reise in ihre Heimat Australien, wo sie sich vorerst nur widerwillig um das Erbe ihrer Großmutter kümmert.
Bei der Durchsicht von Kisten mit Erinnerungsstücken stößt sie auf ein Foto, das ihre Großmutter im Arm eines unbekannten Mannes zeigt, zwischen ihnen ein kleines, rothaariges Mädchen. Wer sind die beiden? Wer ist diese fremde Familie ihrer Großmutter? Emma sucht Antworten auf ihre Fragen, sie will das Familiengeheimnis lüften.
Ein großes Plus der australischen Familiensaga, deren Titel im englischen Original weniger schwülstig daherkommt, ist die Verknüpfung persönlicher Schicksale mit der Geschichte der Besiedelung des Kontinents. Das harte Leben der Einwanderer, die in der neuen Heimat nur selten die Verwirklichung ihrer Träume finden, und die Politik der Apartheid gegenüber den Ureinwohnern stehen im Mittelpunkt.
Der Roman der vor allem als Kinder- und Jugendbuchautorin bekannten Kimberley Wilkins bleibt zwar im Großen und Ganzen vorhersehbar, für warme Herbstabende auf dem Sofa ist die leichte Kost aber genau das Richtige. red.
Kimberley Wilkins: „Der Wind der Erinnerung“, übersetzt von: Susanne Gogak-Klinkenberg, Knaur, 496 Seiten, 20,60 Euro.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2012)