Formel 1: Sebastian Vettels Traum erfüllt sich

Vettels Traum erfuellt sich
Vettels Traum erfuellt sich(c) AP (Itsuo Inouye)
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Die WM ist wieder völlig offen: Weil der Führende Fernando Alonso in Japan nach sieben Sekunden ausfällt, verkürzt Sebastian Vettel den Rückstand auf nur noch vier Punkte.

Suzuka. Als hätten sie es gewusst. „Wir müssen sehr vorsichtig sein bei der ersten Kurve“, twitterte Ferrari kurz vor dem Start zum Großen Preis von Japan. Fernando Alonso hatte aber wohl niemand Bescheid gesagt. Nur sieben Sekunden nach dem Start flog der Spanier von der Strecke, musste aufgeben und tatenlos zusehen, wie Sebastian Vettel das Rennen gewann und damit den Rückstand in der Formel-1-WM auf kümmerliche vier Punkte reduzierte. Zum Vergleich: Nach Hockenheim lag Vettel bereits 44 Zähler hinter Alonso. Jetzt ist die WM wieder spannend. Auch dank Kimi Räikkönen. Sein rechtes Frontflügeleck bohrte sich in den linken Hinterreifen von Alonso und sorgte für dessen Abflug. Der Spanier war schon in Spa früh an einem Lotus gescheitert, damals hatte Romain Grosjean eine Massenkollision vor der ersten Kurve verursacht. Räikkönen dagegen war am Sonntag unschuldig.

Streicheleinheiten bei Red Bull

Vettel dagegen nutzte die Gunst der Stunde, gut 90 Minuten später schrie er nach einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg sein bekanntes „Yes, Baby!“ in den Boxenfunk und liebkoste „Abbey“, wie er seinen Red-Bull-Boliden heuer nennt. „Wenn man nachts träumt, dann träumt man davon, so ein Auto zu fahren. Die Balance war fantastisch. Hoffentlich geht es jetzt so weiter“, setzte sich die Liebe zu seinem Dienstwagen auch in den Interviews nach dem Rennen fort. „Das war ein unglaubliches Wochenende, einfach perfekt. Besser kann es gar nicht laufen. Ich habe jede einzelne Runde hier genossen“, meinte der deutsche Doppelweltmeister. Die Statistik dagegen war ihm keine Erwähnung wert. Zum zweiten Mal in seiner Karriere nach Indien 2011 schaffte Vettel den Hattrick aus Poleposition, Sieg und schnellster Runde, zudem zog er an Siegen mit Legende Juan Manuel Fangio gleich. Beide halten nun bei 24 Triumphen.

Neben Vettel standen dann noch zwei weitere gefühlte Sieger auf dem Podest. Felipe Massa sammelte mit einer Energieleistung endlich wieder Argumente für eine Vertragsverlängerung bei Ferrari. Der Brasilianer, der nur von Startplatz zehn ins Rennen gegangen war, schaffte seinen ersten Podestplatz in diesem Jahr. Erst vor wenigen Tagen hatte die Scuderia bekannt gegeben, dass man bald eine Entscheidung treffen werde, wer 2013 das zweite Cockpit neben Alonso besetzen soll. Massa will weiter um seine Chance auf Weiterbeschäftigung kämpfen. Gestiegen ist sie mit Platz zwei auf jeden Fall. Fair gedachte Massa seines ausgeschiedenen Teamkollegen: „Schade, dass Fernando nicht mit mir hier auf dem Podest stehen kann.“

Der Drittplatzierte, Kamui Kobayashi, stand überhaupt das erste Mal in seiner Karriere auf dem Podest – und das ausgerechnet bei seinem Heim-GP. „Erstmals auf dem Podest – und dann auch noch in Japan, das ist fantastisch“, frohlockte der 26-jährige Sauber-Pilot.

„Spinner“: Webber ungehalten

Richtig sauer war nach dem Rennen, dessen Anfangsphase auch nach dem Alonso-Aus turbulent blieb, dagegen Vettels Teamkollege Mark Webber. Der Franzose Grosjean, der gerade erst eine Sperre für seine Spa-Kollision abgesessen hatte, hatte den Australier in der ersten Runde abgeschossen. Eine Spitzenposition war für Webber damit früh außer Reichweite, mit Platz neun konnte sich der Red-Bull-Pilot nicht anfreunden: „Ich habe nicht gesehen, was am Start passiert ist, aber es wurde mir bestätigt, dass es wieder der ,Erste-Runde-Spinner‘ war. Während der Rest von uns darum kämpft, jedes Wochenende ordentliche Resultate zu erreichen, versucht er in jedem Rennen, so schnell wie möglich in die dritte Kurve zu kommen. Vielleicht braucht er einen weiteren Urlaub“, regte Webber eine weitere Sperre für Grosjean an.

Zwei Plätze hinter Webber landete Michael Schumacher, der sich ja auf seiner Abschiedstournee befindet, auf Rang elf. Der Rekordweltmeister, der aus der letzten Reihe gestartet war, verpasste nur knapp die Punkteränge.

GP von Japan

1. Sebastian Vettel (GER) McLaren 1:28:56,242
2.
Felipe Massa (BRA) Ferrari +20,639 Sekunden
3.
Kamui Kobayashi (JPN) Sauber +24,538

Weiters, 4. Jenson Button (GBR) McLaren 25,098 5. Lewis Hamilton (GBR) McLaren 46,490 6. Kimi Räikkönen (FIN) Lotus 50,424 7. Nico Hülkenberg (GER) Force India 51,159 8.Pastor Maldonado (VEN) Williams 52,364 9. Mark Webber (AUS) Red Bull 54,675 10. Daniel Ricciardo (AUS) Toro Rosso 1:06,619.

Fahrer-WM (nach 15 von 20 Rennen): 1. Alonso 194 2. Vettel 190 3. Räikkönen 157 4. Hamilton 152.

Konstrukteurs-WM: 1. Red Bull 324 2. McLaren 283 3. Ferrari 263 4. Lotus 239.

Nächster GP: Yeongam (Südkorea), 14. Oktober.

Sebastian Vettel verkürzte mit einem ungefährdeten Sieg in Japan den Rückstand in der Formel-1-WM auf den in Suzuka ausgeschiedenen Fernando Alonso auf nur noch vier Punkte. Fünf Rennen vor dem Ende (Südkorea, Indien, Abu Dhabi, USA, Brasilien) ist die Weltmeisterschaft damit wieder völlig offen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2012)

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