Wenn das der Comandante wüsste

Die Mehrheit macht Chávez nicht für Venezuelas Misere verantwortlich.

Hugo Chávez hat an Strahlkraft verloren. Mit 54Prozent der Stimmen fiel sein Wahltriumph um neun Prozentpunkte weniger eindrucksvoll aus als vor sechs Jahren. Gewonnen aber hat der Sozialist trotzdem, und das ist angesichts des traurigen Zustands, in dem sich Venezuela befindet, doch auch wieder imposant. Chávez siegte, obwohl die Inflation verlässlich über 20Prozent liegt und die Kriminalitätsrate enorm ist, obwohl regelmäßig der Strom ausfällt und die Infrastruktur zerbröselt. 14 Jahre lenkt der „Comandante“ nun mit gut gefüllter Ölkasse die Geschicke Venezuelas. Doch die Mehrheit glaubt seinen Versprechen immer noch lieber, als ihn für sein Versagen verantwortlich zu machen.

Das hat vor allem zwei Gründe: Erstens hält man dem Staatschef zugute, dass er die Armut reduziert hat. Und zweitens hat er Medien und Staat fest genug im Griff, um diese frohe Botschaft unters Volk zu bringen. Das Problem der spendierfreudigen „Methode Chávez“ ist, dass sie Venezuela Geldentwertung und keinen nachhaltigen Erfolg bringt. Bei dieser Wahl allerdings hat das süße populistische Gift noch gewirkt.

E-Mails an: christian.ultsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2012)

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