Uni-Gebühren: Studenten gespalten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In einer aktuelle Umfrage spricht sich ein Großteil der Studierenden gegen Zugangsbeschränkungen an Universitäten aus. In Sachen Studiengebühren gehen die Meinungen der Befragten allerdings auseinander.

Wien. Bereits am Freitag will sich die Regierung bei ihrer Klausur auf Zugangsbeschränkungen und die Rückkehr der Studiengebühren einigen. Vor allem beim Uni-Zugang dürften SPÖ und ÖVP viele Studierende vor den Kopf stoßen. 70 Prozent der Studenten sind der Meinung, dass der Zugang zur Universität grundsätzlich für alle offen sein sollte. Das ergibt eine aktuelle Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung im Auftrag der Österreichischen Hochschülerschaft.

Nur 29,9 Prozent der Studierenden sprechen sich für Zugangsbeschränkungen in allen Fächern und in allen Hochschultypen – an FH und PH gibt es bereits flächendeckende Beschränkungen – aus (Details siehe Grafik). Besonders skeptisch zeigen sich die Uni-Studierenden, ihre Kollegen an den FH stehen Platzbeschränkungen weniger ablehnend gegenüber. Die Regierung dürfte am Freitag die Beschränkung von fünf weiteren Uni-Studien – Biologie, Architektur, Informatik, Pharmazie, Wirtschaftswissenschaft – beschließen.

In Sachen Studiengebühr sind die Studierenden indes gespalten: Ein knappes Viertel der Studierenden wünscht sich die gänzliche Abschaffung der Gebühren. Ein weiteres Viertel spricht sich dafür aus, flächendeckend Studiengebühren an allen Hochschulen einzuführen.

Der größte Teil der Studierenden wünscht sich die Rückkehr zur bis vor Kurzem geltenden Regelung. Die Fachhochschulen dürften demnach selbst über die Einhebung bestimmen, ein Studium an einer Uni wäre zumindest innerhalb der Mindeststudiendauer gebührenfrei. „Die Studiengebühren sollen nicht der Normalfall sein“, interpretierte Manfred Zentner vom Institut für Jugendkulturforschung die Ergebnisse. Eine klare Mehrheit sei zwar dagegen. „Es gibt aber die Bereitschaft, zu zahlen, wenn man Fehler macht – also die Mindeststudiendauer überschreitet“, sagt Zentner.

Zumindest hier könnte die Regierung die Erwartungen der Studierenden erfüllen. Sie dürfte bereits am Freitag die Rückkehr zur alten Regelung beschließen. Mit kleinen Unterschieden: Für Nicht-EU-Bürger könnte ein Studium in Österreich noch teurer werden.

Studieneingangsphase unbeliebt

Eindeutig negative Ergebnisse liefert die Befragung in Bezug auf die Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP). So stimmen über 65 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass „die Studieneingangsphase, so wie sie derzeit umgesetzt wird, dazu führt, dass Studierende die Motivation verlieren und ihr Studium abbrechen“. Die Kritik richtet sich vor allem gegen sogenannte Knock-out-Prüfungen und die lebenslange Sperre für das betreffende Studium im Falle des Nichtbestehens der Eingangsphase. ÖH-Chef Martin Schott (Fachschaftslisten, FLÖ) fordert deshalb, „eine echte Orientierungsphase anstelle der STEOP zu setzen“.

Frauen weniger optimistisch

Weitere Ergebnisse der Studie: Der wichtigste Grund, sich für ein Studium zu entscheiden, ist immer noch das persönliche Interesse. Berufs- und Gehaltsaussichten spielen demgegenüber eine stark untergeordnete Rolle. Ebenfalls erhoben wurde, wie stark die Studierenden mit Leistungsdruck zu kämpfen haben. Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, „stark unter Druck zu stehen“.

Vor allem Frauen haben mit größeren Unsicherheiten zu kämpfen, was Prüfungsangst und Jobaussichten betrifft. Während nur 58Prozent der weiblichen Studierenden daran glauben, dass sie mit ihrem Studium „ganz sicher den Job bekommen“ werden, den sie haben wollen, sind sich mehr als 70Prozent ihrer männlichen Kollegen sicher, künftig in ihrem Traumjob zu arbeiten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2012)

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