Berliner Flughafen: Eröffnung gefährdet

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Im Juni sollte er eröffnet werden, aufgrund schwerer Baumängel wurde die Inbetriebnahme auf Oktober 2013 verschoben. Nun wackelt auch dieser Termin. Wieder soll die Brandschutzanlage Probleme bereiten.

Berlin/ag. Deutsche Gründlichkeit sieht anders aus. Der Bau des Berliner Flughafens wird zur unendlichen Geschichte. Zweimal wurde die Eröffnung bereits verschoben. Nun wackelt plötzlich auch der Termin 27. Oktober 2013. Das berichtete die „Berliner Morgenpost“ am Montag und sorgte damit für große Aufregung. Denn gestern soll es schon wieder eine Krisensitzung des Aufsichtsrates gegeben haben. Wieder soll die Brandschutzanlage Probleme bereiten. Zur Erinnerung: Diese Anlage war offiziell auch der Grund, warum die Eröffnung im Juni abgeblasen werden musste.

Flughafensprecher Ralf Kunkel bestätigte, dass es Gespräche und Beratungen zu den neuen Mängeln gibt, von einer „Krisensitzung“ könne allerdings keine Rede sein. Für die Krisenstimmung sorgt hingegen ein weiterer Zeitungsbericht. Die „Bild“ berichtete bereits am Samstag, dass möglicherweise große Teile des Terminals wieder abgerissen werden müssen. Genauso wenig wie eine Inbetriebnahme des Flughafens ist auch eine politische Konsequenz der Bauaffäre abzusehen. Denn Chef des Kontrollgremiums des Flughafens ist der amtierende Berliner SPD-Bürgermeister, Klaus Wowereit. Er hat zwar in der Vergangenheit immer wieder auch einen Rücktritt in Betracht gezogen, diesen letztendlich aber ebenfalls vorerst verschoben.

Keine politischen Konsequenzen?

Auch sein Parteifreund Matthias Platzeck, Ministerpräsident in Brandenburg und Wowereits Stellvertreter im Aufsichtsrat, muss sich am kommenden Mittwoch und Donnerstag im Landtag unangenehme Fragen gefallen lassen. Die oppositionelle CDU wirft ihm vor, die Öffentlichkeit und den Landtag über die massiven Probleme nicht oder unvollständig informiert zu haben.

Beim Bau des Berliner Flughafens haben allerdings nicht alle versagt. Die Deutsche Bahn errichtete den unterirdischen Bahnhof des Flughafens. Nach eigenen Angaben war sie als einziges Unternehmen rechtzeitig zum ursprünglichen Eröffnungstermin am 3. Juni fertig. Nun riss den Bahn-Managern der Geduldsfaden. Sie brachten gegen den Betreiber laut „Bild am Sonntag“ eine Schadenersatzklage in Millionenhöhe ein.

Es ist nicht die erste Klage gegen die Flughafenbetreiber. Erst vergangenen Dienstag hatte die Air Berlin eine Feststellungsklage wegen Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe eingereicht. Die Flughafengesellschaft wies diese Forderung umgehend zurück.

Nun geht das Rätselraten über einen neuerlichen Eröffnungstermin fröhlich weiter. FDP-Generalsekretär Patrick Döring sagte in einem Zeitungsinterview: „Es gibt einfach nach wie vor so viele Ungereimtheiten, dass es voreilig war, einen neuen Termin zu nennen“ und weiters: „Es drängt sich der Verdacht auf, dass etwas vertuscht werden sollte.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2012)

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