Kärntner Landesmuseum: Schimmel und Politstreit

Schimmel Heftige Vorwuerfe Kaerntner
Schimmel Heftige Vorwuerfe Kaerntner(c) Wikimedia Commons (GFDL)
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Bis zu 3000 Exponate sollen durch Schimmel bedroht oder bereits zerstört sein, das Gebäude müsste dringend saniert werden. Der Kulturlandesrat will 600.000 Euro für eine Soforthilfe freimachen.

Für heftigen politischen Wirbel in Kärnten hat der Zustand des Kärntner Landesmuseums Rudolfinum am Montag gesorgt. 2000 bis 3000 Exponate der Sammlung des Museums sind akut von Zerstörung durch Schimmelbefall bedroht oder bereits vernichtet, sagte Museumsdirektor Thomas Jerger. Das Gebäude sei durchfeuchtet und dringend sanierungsbedürftig. Bei den befallenen Stücken handelt es sich um volkskundliche Exponate, aber auch um Bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Stücke liegen auf rund 200 Quadratmetern im Depot im Keller des Baus am Viktringer Ring. Der Bereich wurde bereits unter Quarantäne gestellt und darf nur mit Schutzanzügen und -masken betreten werden. Durch den Lift im Gebäude könnten die Schimmelsporen jedoch auch in die darüberliegenden Stockwerke gelangen und dort zur Gefahr für Besucher wie Mitarbeiter werden, so Jerger.

Kulturreferent Wolfgang Waldner (ÖVP) hat durch Umschichtungen im Kulturbudget 600.000 Euro freigemacht, um Notmaßnahmen zu finanzieren. Er hatte im September das Kulturreferat von Finanzreferent Harald Dobernig (FPK) übernommen. Kärnten habe sich in den vergangenen Jahren viel geleistet, wenn es um Kulturevents ging, so Waldner. "Das darf aber nicht auf Kosten der Kulturspeicher, der Kulturschätze gehen." Der jetzige Zustand sei Ergebnis jahre- und jahrzehntelanger "ignoranter Kulturpolitik".

Im Kulturreferat des Landes sei die Problematik seit Langem bekannt, sagte Jerger. Er habe Dobernig, der das Ressort bis Anfang September leitete, bereits im Februar informiert. Protokolle belegen, dass schon Jergers Vorgänger in der Museumsverwaltung immer wieder die Politik vom Sanierungsbedarf informiert hätten. Jerger ist seit elf Monaten Direktor des Kärntner Landesmuseums. Erst im August wäre er mit der Forderung nach einer Million Euro für Notmaßnahmen aus dem Nachtragsvoranschlag bei Dobernig abgeblitzt, sagte er.

Für Notmaßnahmen seien 1,1 Millionen Euro notwendig, sagte der Museumsdirektor. Die Generalsanierung des Gebäudes werde aber wesentlich teurer kommen. Zuständig dafür ist die Landesimmobiliengesellschaft LIG, das Museum habe bereits eine Mietminderung vorgenommen. Sie werde erst zurückgenommen, wenn es eine fixe Zusage für eine Sanierung des Gebäudes durch die LIG gebe.

Aber auch abseits des Schimmelbefalls im Keller sei das Rudolfinum in schlechtem Zustand und in vielen Bereichen weit entfernt vom neuesten Stand der Museumstechnik, bemängelte Jerger. Konkret gebe es etwa keine ausreichende Klimatechnik. Auch die Ausstattung gehöre überholt. 5000 Jahre alte, filigrane Bleifiguren aus Frög etwa seien dabei, zu korrodieren und zu verklumpen. Grund: Die bei der Ausstattung der Vitrinen verwendeten Lacke seien schädlich für die Kunstwerke.

Rücktrittsforderung an Dobernig

Der stellvertretende ÖVP-Chef Markus Malle forderte Dobernig am Montag zum Rücktritt auf. Dieser habe in seinen vier Jahren als Kulturreferent völlig versagt und müsse nun die Konsequenzen ziehen. Zeugnisse der Kärntner Geschichte drohten verloren zu gehen "wegen der unglaublichen Ignoranz des zuständigen politischen Referenten, der unter Kultur offenbar Stangentanz, Oben-ohne-Misswahlen und die Starnacht am Wörthersee versteht."

Die Kärntner SPÖ fordert die Einberufung eines Gipfels von Experten und Politikern zum Thema "Rettet Kärntens Schätze". Es sei eine Schande, wie mit der Geschichte Kärntens umgegangen werde. Auch BZÖ-Chef Josef Bucher forderte Dobernig auf, Verantwortung für die Schäden im Museum zu übernehmen.

Dobernig wies Kritik und eine Rücktrittsaufforderung "scharf" zurück und warf seinerseits Waldner "Selbstinszenierung" vor. Über die Freigabe der Soforthilfe aus dem Kulturbudget will der Finanzlandesrat erst entscheiden, wenn Waldner ihm genaue Zahlen zu den Umschichtungen vorgelegt habe.

Landesimmobiliengesellschaft will sanieren

Johann Polzer, Geschäftsführer der Landesimmobiliengesellschaft (LIG), die Eigentümerin des Museumsbaus ist, kündigte unterdessen gegenüber der APA eine Sanierung an. Die LIG plant für 2013/14 eine Sanierung des Museumsbaus. Mit 2,5 Millionen Euro sollen Dach, Fenster und Fassade erneuert werden. Der Zustand des Kellers sei nicht so schlimm wie von der Museumsleitung angegeben, sagte Polzer. Von "komplett durchfeuchtet" könne keine Rede sein. "Fakt ist, dass der Keller eines so alten Gebäudes einfach kein guter Platz für die Lagerung von Sammlungen ist."

(APA)

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