Neuer Investor bei Zielpunkt

(c) Clemens Fabry
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Die seit Jahren in Sanierung befindliche Supermarktkette erhält einen neuen Eigentümer. Zielpunkt-Chef verkaufte nach weniger als einem Jahr. Die Handelskette leidet darunter, dass sie kein klares Image hat.

Wien. Anfang des Jahres schien die Freude bei „Midlife-Greißler“ Jan Satek noch groß zu sein, als er verkündete, sich mit Zielpunkt praktisch „seinen“ Supermarkt gekauft zu haben. Die Mitarbeiter stünden geschlossen hinter ihm, er sei voller Zuversicht, dass ihm gelingen würde, woran andere vor ihm bereits scheiterten: die Handelskette, ehemals Diskonter, heute selbst ernannter Supermarkt, wieder auf Vordermann zu bringen.

Nun ist Jan Satek aus seinem Büro ausgezogen. Wie „Die Presse“ in Erfahrung bringen konnte, hat der Vorstandsvorsitzende von Zielpunkt seinen Anteil an der ZIP Warenhandel AG (75,1 Prozent) in der Nacht auf Dienstag verkauft. Der neue Mehrheitseigentümer ist ein „strategischer Investor“, sagte Erich Schönleitner, Geschäftsführer des Großhändlers Pfeiffer. Pfeiffer selbst bleibe wie gehabt mit 24,9 Prozent an Zielpunkt beteiligt. Die Option, auf 50 Prozent aufzustocken, will der oberösterreichische Großhändler jedoch in absehbarer Zeit nicht nutzen.

Jan Satek hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, er werde dem Unternehmen jedoch als Berater erhalten bleiben, sagte Schönleitner. Die operative Führung übernehmen die beiden verbliebenen Vorstände Thomas Janny (Vertrieb) und Stephan Seyfried (Finanzen, IT); sie werden künftig dem Großhändler Pfeiffer berichten. Zielpunkt selbst äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht dazu.

Wird Zielpunkt zu Netto?

Der deutsche Diskonter Netto, der zum Lebensmittelhändler Edeka gehört, hat in der Vergangenheit bereits Interesse an Zielpunkt gezeigt. In diesem Fall würde der deutsche Händler Zielpunkt kaum unter dieser Marke weiterführen, mutmaßen Handelsexperten. Eine Reaktion von Edeka blieb bis Redaktionsschluss aus.

Sollte ein Finanzinvestor zugeschlagen haben, ist nicht unwahrscheinlich, dass dem Unternehmen die Filetierung droht. Unbestätigten Gerüchten zufolge leidet Zielpunkt unter einem Liquiditätsengpass und kann Lieferanten nicht bezahlen. So bewerten Branchenkenner den Kauf von 18 Zielpunkt-Filialen durch die Pfeiffer-Tochter Unimarkt als Versuch, wieder Liquidität in das Unternehmen zu bringen.

Auch Konkurrenten seien aus diesem Grund Standorte angeboten worden. Pfeiffer-Geschäftsführer Schönleitner weist diese Interpretation zurück: Es stimme zwar, dass die Rewe Gruppe (Billa, Merkur) zwei Filialen in Oberösterreich gekauft habe, da diese für die Pfeiffer-Gruppe nicht passend gewesen seien. Dies sei jedoch nicht aufgrund von massivem Liquiditätsmangel erfolgt.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Handelskette ihren Besitzer wechselt. Satek kaufte das Unternehmen im Februar von seinem früheren Arbeitgeber, dem luxemburgischen Finanzinvestor BluO. Der Private-Equity-Investor hatte die Kette zuvor von der deutschen Tengelmann-Kette erworben. Die Handelskette zu sanieren schaffte bisher niemand. „BluO hat gute Arbeit geleistet, Jan Satek hat gute Arbeit geleistet – nun liegt es an Pfeiffer, die Kurve nach oben fortzusetzen“, zeigte sich Schönleitner optimistisch. Dass die Kette einen Gewinn schreibt, hält der Minderheitseigentümer jedoch frühestens 2013 für realistisch.

Die Handelskette leidet darunter, dass sie bis heute beim Konsumenten kein klares Image hat. Vor der Übernahme durch BluO, die Jan Satek als Sanierer einsetzte, war Zielpunkt als Diskonter konzipiert. Zuletzt versuchte der Sanierer die Handelskette als Supermarkt zu präsentieren und argumentierte mit einem deutlich ausgeweiteten Sortiment.

Übermächtige Konkurrenz

In Zusammenarbeit mit Partner Pfeiffer und der Einkaufsgemeinschaft Markant führte Satek die Billig-Eigenmarke „Jeden Tag“ und die Bio-Handelsmarke „Natürlich für uns“ ein und begab sich in den Preiskampf mit den dominanten Händlern Rewe und Spar. Sie beherrschen gemeinsam mit Diskonter Hofer über 80 Prozent des Marktes. Zielpunkt kam zuletzt mit 3000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 473,5 Mio. Euro auf einen Marktanteil von vier Prozent im Lebensmittelhandel.

Auf einen Blick

Zielpunkt-Chef und -Eigentümer Jan Satek hat seinen Mehrheitsanteil an der Handelskette an einen Investor verkauft. Insider vermuten, dass es sich dabei um die deutsche Handelskette Edeka mit ihrer Diskonttochter Netto handelt. Der oberösterreichische Großhändler Pfeiffer behält seine 24,9 Prozent an Zielpunkt. Die Kette hielt zuletzt vier Prozent Marktanteil im Lebensmittelhandel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2012)

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