Die Charta wird das Klima in der Stadt nicht verändern. Aber es ist ein Anfang.
Grundsätzlich ist es eine positive Überraschung: Die Stadtregierung nimmt sich mit der Wiener Charta der Probleme des Zusammenlebens in Wien an. Das zeigt, dass Rot-Grün (vielleicht spät, aber doch) erkannt hat, dass Probleme existieren. Das war unter roter Alleinherrschaft nicht immer so – wie nicht nur die vergangenen Wahlerfolge der FPÖ gezeigt haben. Anders formuliert: Die SPÖ hat Probleme ignoriert oder schöngeredet. Jetzt soll alles anders werden.
Ein Einzelprojekt wie die Charta ist zwar positiv zu beurteilen, für ein besseres Zusammenleben in Wien wird das allerdings zu wenig sein. Die Stadtregierung muss die große Unzufriedenheit der Bürger, die beim Charta-Prozess deutlich artikuliert wurde, aufnehmen und adäquate Lösungen finden. Gefragt sind konkrete Maßnahmen – und keine Wohlfühl-phrasen. Immerhin werden Stadtregierungsmitglieder und Gemeinderäte dafür bezahlt, Probleme zu lösen. Die Erwartung nach der Charta ist also groß: Wir, die Wiener Bürger, warten auf Lösungen.
martin.stuhlpfarrer@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2012)