Angst vor dem gläsernen Arzt

Wiens Patientenanwältin veröffentlicht, in welchen Spitälern es besonders viele/wenige Beschwerden gibt.

Die Debatte um den vermeintlich oder tatsächlich gläsernen Patienten darf als hinlänglich (wohl nicht abschließend) beschrieben vorausgesetzt werden. Jetzt veröffentlicht die Patientenanwaltschaft – selbstredend anonymisiert und aggregiert – Zahlen über die Beschwerden, die an diese Institution gerichtet werden. Ja, die Zahl ist im Jahresvergleich deutlich gestiegen. Nein, das sagt wohl mehr über Problem- und Selbstbewusstsein der Patienten aus als über eine Veränderung = Verschlechterung der Qualität ärztlicher Arbeit aus. Dennoch schrien die Zahlenreihen, wenn sie denn schreien könnten, danach, von Spitalsverwaltungen und Eigentümern zur Grundlage für Veränderungen genommen zu werden. Nicht nur in Wien ist er keine Selbstverständlichkeit, derartige Zahlen und die Namen der Spitäler zu veröffentlichen. Allein, es ist ein wichtiger, aber nur der erste Schritt.

Weitere sind fällig: die Qualität medizinischer Behandlung beispielsweise nach anerkannten Kriterien zu messen und die Ergebnisse der Öffentlichkeit bekannt zu geben. Sie hat nicht nur als Geldgeber ein Recht auf weit gehende Transparenz. Und diese ist höher zu werten als die allfällige Angst mancher Ärzte vor dem „gläsernen Arzt“.


dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2012)

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