Aktienhandel: Legale Insidergeschäfte als Vorbild

Das Geld der Kinder
Das Geld der Kinderdpa/Peter Kneffel
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Chefs kennen ein Unternehmen besser als Analysten. Wenn sie auf eigene Rechnung dessen Aktien kaufen, gilt dies als Kaufsignal. Für Verkäufe gilt dies eingeschränkt.

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Niemand kennt eine Firma so genau wie der Chef. Und wenn er Aktien seines eigenen Betriebs kauft, wird er schon seine Gründe haben. Das Gleiche gilt für Verkäufe: Wirft der CEO ein großes Aktienpaket auf den Markt, sollte man unruhig werden.

So in etwa lautet die Argumentation, wieso man den sogenannten „Director's Dealings“ erhöhte Aufmerksamkeit schenken sollte. Unter ihnen versteht man Geschäfte, die von Führungspersonen auf eigene Rechnung mit den Aktien der eigenen Firma getätigt werden. Laut Gesetz müssen diese transparent gemacht werden, in Österreich übernimmt diese Aufgabe die Finanzmarktaufsicht (FMA). Auf deren Internetseite (www.fma.gv.at) kann sich jedermann ein Bild davon machen,wer gerade welche Aktien handelt.

So sieht man etwa, dass Wienerberger-Vorstand Heimo Scheuch im Oktober 10.000 Aktien des Ziegelherstellers gekauft hat. Das war für ihn nicht das schlechteste Geschäft. Gekauft hat er zu einem Kurs von circa 5,90 Euro, heute steht die Aktie bei etwa 6,50 Euro. Und man sieht, dass Immofinanz-Aufsichtsrat Nick van Ommen im November 10.000 Aktien der Immobiliengesellschaft, über die er wacht, erworben hat. So wie diverse Vorstände in den Monaten zuvor. Seither ist das Papier um sieben Prozent gestiegen.

Zahlreiche Studien haben den Zusammenhang zwischen diesen legalen Insidergeschäften und der Kursentwicklung einer Aktie untersucht. Einige von ihnen haben etwa bewiesen, dass Führungskräfte mit den Aktien ihrer eigenen Firma außerordentliche Renditen erzielen. Andere untersuchten, ob Privatanleger ebensolche Erträge erwirtschaften können, indem sie die Kauf- und Verkaufsentscheidungen einfach nachvollziehen. Weil sie nicht so schnell reagieren können – die Veröffentlichung der Director's Dealings dauert eine Zeit – fielen die Gewinne jedoch schmäler aus, auch ohne Berücksichtigung der Transaktionskosten.
Die meisten Untersuchungen konzentrierten sich bislang auf die USA und Großbritannien, weil die Regulierung zu Insidergeschäften dort eine größere Tradition hat. Mittlerweile gibt es auch Untersuchungen zu Europa: Zwei Forscher der European Business School in Wiesbaden wühlten sich etwa durch die Daten von knapp 2800 Unternehmen, acht europäischen Ländern und sieben Jahren. Ihr Fazit: Ja, in einigen Ländern gibt es starke Hinweise darauf, dass Ankündigungen von Director's Dealings einen Effekt auf den Kurs haben. Vor allem, wenn die Chefs kaufen und weniger, wenn sie verkaufen.

Verkäufe nicht immer negativ

Was Sie beachten sollten

Der Grund dafür: Es gibt viele Gründe für einen Manager, Aktien zu verkaufen. „Es muss nicht immer negativ sein, wenn ein Chef eigene Aktien abstößt“, sagt Fritz Mostböck, Analyst bei der Erste Bank. Der Grund könne ja auch sein, dass er in Pension geht oder sein Kind auf die Uni und dafür Aktienpositionen aufgelöst werden. Auch, wenn mehrere Manager einer Firma auf einmal ihre Aktien verkaufen, müsse das nichts heißen: Wegen der Regeln zum Insiderhandel ist es ihnen in vielen Phasen gar nicht gestattet zu handeln. Deswegen tun sie es alle auf einmal, wenn sie können. Tipp 1

Wer nächstes Jahr mit Aktien Geld verdienen will, sollte am ehesten zu breit aufgestellten, weltweit agierenden Konzernen greifen. Solche haben ihren Hauptsitz zwar oft in den USA oder in Europa, machen ihr Geschäft in zunehmendem Ausmaß aber in den Schwellenländern. An diesen geht zwar die Konjunkturflaute ebenfalls nicht spurlos vorüber, doch sind sie bestrebt, ihren Binnenkonsum zu stärken. Das sollte etwa den großen Konsumgüterfirmen helfen.

Tipp 2

Aktien sollen als „reale Werte“ (wie Gold und Immobilien) zwar vor der Inflation schützen, das tun sie aber nicht in jedem Fall. Nämlich dann nicht, wenn die Unternehmen selbst unter der Inflation leiden und die höheren Kosten nicht im gleichen Ausmaß an ihre Kunden weitergeben können (etwa Versorger). Oder wenn es sich um anlageintensive Firmen handelt, die tief in die Tasche greifen müssen, wenn sie in neue Anlagen investieren müssen.

Tipp 3

Bei jedem Aktienkauf sollte man überlegen, wie viel Aufwärtspotenzial man der Aktie zutraut und wie hohe Schwankungen man zwischenzeitlich aushält. Dabei gilt: Je höher das Aufwärtspotenzial, desto höher dürfen auch die Schwankungen ausfallen. Dann sollte man überlegen, wie hohe Verluste man insgesamt verkraftet, und das auf die einzelnen Positionen verteilen. Entsprechend sollte man Stop-Loss-Orders setzen. Diese kann man auch nach oben mitziehen.

Größere Aussagekraft hätten daher die Käufe, so die Wiesbadener Forscher. Für die hätten Firmenbosse nur ein Motiv: Geld verdienen. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise hätten die Anleger etwa gut daran getan, es den Vorständen und Aufsichtsräten gleichzutun. Diese hätten im Frühjahr 2009 zum Beispiel eifrig gekauft, so Mostböck. Zu dieser Zeit war die Nervosität besonders hoch und die Aktienkurse waren niedrig. Die Börsen haben seither eine ordentliche Rallye hingelegt, der DAX ist um 100 Prozent gestiegen.

Zuletzt hätten Führungskräfte in den USA ihre Käufe deutlich erhöht, sagt Helge Rechberger von Raiffeisen Research. Das Verhältnis von Käufen zu Verkäufen habe sich kräftig zugunsten der Optimisten verschoben. Dies sei einer der Gründe, weswegen man für amerikanische Aktien positiv gestimmt sei.

Dabei sei es aber normal, dass Verkäufe in der Überzahl sind. Denn die Chefs kommen oft nicht über den regulären Handel zu Aktien, sondern gerade in angloamerikanischen Ländern auch über Bonus- und Beteiligungsprogramme, als Teil ihres Lohnes.

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