Rente: Konkurrenz für Pensionskassen

Ab September dürfen die Versicherer betriebliche Pensionsvorsorge anbieten.

wien (jaz). Die betriebliche Altersvorsorge ist in Österreich schwach ausgeprägt. Nur etwa 18 Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen sparen in einem Vorsorgemodell für die Pension an. Österreich liegt damit weit unter dem EU-Schnitt von 51 Prozent. Der Großteil der heimischen Betriebspensionen wurde bisher über die im Jahr 1990 dafür eingerichteten Pensionskassen abgewickelt. Diese erhalten nun jedoch Konkurrenz von den Versicherungsgesellschaften. Denn ab 23. September werden die Versicherungen den Pensionskassen steuerlich gleichgestellt und dürfen mit der betrieblichen Kollektivversicherung (BKV) ein Alternativprodukt zu den Pensionskassen anbieten.

Der Hauptunterschied zu den Angeboten der Pensionskassen besteht bei der BKV in einer geringeren Gewichtung von Aktien im Portfolio und einer garantierten Mindestverzinsung. Die von der Finanzmarktaufsicht erlaubte maximale Mindestverzinsung von 2,25 Prozent - die ab Jänner 2006 für alle neuen Lebensversicherungen gilt -, dürfte von allen Versicherern ausgeschöpft werden. "Die Strategie wird ähnlich wie bei der klassischen Lebensversicherung sein", sagt Elisabeth Stadler, Vorstandsmitglied und oberste Aktuarin der Uniqa. Der Vorteil gegenüber den bisherigen Modellen der Pensionskassen läge dabei in der höheren Sicherheit. "Bereits erworbene Gewinnanteile können nicht mehr verloren werden. Dadurch kann es auch zu keiner Kürzung der Pensionen kommen", so Stadler.

Der garantierte Mindestzinssatz kostet jedoch auch etwas. Eine geringere Rendite von etwa einem Prozent erwartet Uniqa Generaldirektor Konstantin Klien aufgrund der Zinsgarantie. "Die Effektivverzinsung dürfte aber über jener der Individual-Lebensversicherung liegen. Denn bei der BKV sind die Kosten aufgrund der von vier auf 2,5 Prozent reduzierten Versicherungssteuer geringer", so Stadler. Ähnlich sieht das Manfred Rapf, Vorstand der zur Erste Bank gehörenden S-Versicherung. "Eine vier sollte schon vor dem Komma stehen", so Rapf.

Die Arbeitnehmer erhalten jedoch keine freie Wahlmöglichkeit zwischen den Systemen. Kunde des Vorsorgeanbieters ist nämlich der Arbeitgeber. Dieser entscheidet sich für alle seine Mitarbeiter für ein System. Nur wenn der Arbeitgeber sowohl mit einer Versicherung, als auch mit einer Pensionskasse einen Vertrag abschließt, könnten die Arbeitnehmer selbst entscheiden. Kommt es jedoch bei einem Arbeitsplatzwechsel zu einem Wechsel des Pensionsanbieters werden die erworbenen Ansprüche zum neuen Anbieter mitgenommen.

Die Markterwartungen der Versicherer für die BKV sind unterschiedlich. 15.000 Neukunden pro Jahr für die BKV erwartet die Uniqa. "Diese dürften zusätzlich zu den 30.000 Neukunden der Pensionskassen hinzukommen. Wir erwarten uns davon einen Marktanteil von etwa 20 Prozent", so Stadler. Ähnlich wird die Situation bei der S-Versicherung eingeschätzt. "Insgesamt werden jährlich etwa 40.000 neue Kunden in die betriebliche Vorsorge einsteigen. 8000 davon wollen wir für die S-Versicherung gewinnen", so Rapf. Jährliche Zuwachszahlen will Kurt Ebner von der Wiener Städtischen nicht nennen: "Insgesamt hat die BKV aber ein Potenzial von 350.000 Kunden."

Wenig Sorgen bereitet die BKV Christian Böhm, dem Obmann des Fachverbands der Pensionskassen. "Ich glaube wir haben das bessere Produkt. Unsere durchschnittliche Rendite seit 1990 liegt bei sieben Prozent pro Jahr. Mit einem Aktienanteil von zehn Prozent werden das die Versicherungen nicht erreichen. Aber ich bin über jedes neue Produkt froh, wenn es hilft den Anteil der betrieblichen Vorsorge zu erhöhen", so Böhm.

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