Geruchssinn

Ins Riechen hineinriechen

Nichts überwältigt uns so wie ein Geruch. Aber wie wir ihn wahrnehmen, liegt im Dunkeln.
Nichts überwältigt uns so wie ein Geruch. Aber wie wir ihn wahrnehmen, liegt im Dunkeln.Getty Images
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Der Sinn des Geruchs ist der am wenigsten ge- und beachtete von allen, er sperrt sich auch der Erkundung. Immerhin ist der Anfang nun gemacht.

Nichts fährt so in uns hinein wie ein Geruch, sei es ein bedrohlicher, der uns die Flucht ergreifen lässt, sei es ein wohliger wie der, der Marcel Proust auf der Suche nach der verlorenen Zeit beglückte. Und doch ist der dafür zuständige Sinn – der denselben Namen trägt wie der ihn auslösende Reiz – der am wenigsten be- und geachtete von allen, seine Eindrücke haben nicht einmal Namen, wir behelfen uns mit jenen der Geruchsquellen, etwas riecht „erdig“ oder „wie faule Eier“.

Das hat einen Grund in seiner Geringschätzung im Vergleich zu den anderen Sinnen, vor allem zu dem, mit dem wir uns körperlich und geistig über den Rest der Tierwelt erhoben haben, dem des Sehens: Die anderen haben die Nasen von Gerüchen gebannt am Boden (und an den Sexual- und Ausscheidungsorganen ihrer Artgenossen), wir haben einen freien und Distanz gewährenden Blick, der uns Erkenntnis verleiht. Darauf setzte die Philosophie von Aristoteles bis Kant und Hegel, für die der Geruch ein „niederer“ bzw. „praktischer“ Sinn war; darauf setzte auch Freud, der im Misslingen der „Verdrängung der Riechlust“ eine Ursache von Neurosen oder Hysterie sah („Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“).

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