Mein Montag

Grüner Veltliner trifft Roter Veltliner

Der Akkusativ sitzt im Eck und heult.
Der Akkusativ sitzt im Eck und heult.Erich Kocina
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Wenn Eigennamen so stark sind, dass sie nicht in den richtigen Fall gepresst werden wollen.

Es ist eine Frage, die sich heute nicht mehr stellt, weil ohnehin kaum mehr jemand CDs kauft. Aber wenn Sie ein Album der Band „Die Toten Hosen“ in Ihr alphabetisch sortiertes Regal einschlichten, steht es unter D oder T? Für beide Varianten gibt es gute Argumente – bei D ist es korrekt eingeordnet, weil der Artikel Teil des Bandnamens ist, andererseits würden Sie instinktiv eher bei T suchen, oder? Viel interessanter ist aber eine andere Frage: Wird der Bandname auch in andere Fälle übertragen? Also haben Sie schon Konzerte mit „Die Toten Hosen“ gesehen oder mit „Den Toten Hosen“? Dumme Frage? Nun, in letzter Zeit hat es ein bisschen Einzug gehalten, dass Markennamen mit einem Artikel als Bestandteil als Ganzes wiedergegeben werden. Da wird etwa davon geschrieben, dass alle Möbel im „Das Möbel“ tatsächlich gekauft werden können oder ein neuer Koch im „Das Loft“ kocht. Als ob es nicht reichen würde, „im Möbel“ oder „im Loft“ zu sagen.

Aber es braucht gar nicht unbedingt einen Artikel, um sprachlichen Unsinn zu machen. So findet sich etwa in einer Weinbaugegend ein Plakat mit der Aufschrift „Grüner trifft Roter Veltliner“. Sollte man nicht schon eine Flasche einer der beiden Sorten intus haben, muss doch wegen des fehlenden Akkusativs das Sprachgefühl einen Salto schlagen. Als würde man in Bayern „einen Obazda“ bestellen – der natürlich, außer im Nominativ, immer zum Obazdn wird. Oder als würden Sie erzählen, dass Sie mit der „Österreichische Hagelversicherung“ in Kontakt stehen.

Ja, manchmal ist es nicht ganz einfach. Tom Clancys Bestseller „Jagd auf Roter Oktober“ klingt halt auch patschert, wenn man einen roten Oktober draus macht. Und wenn ein Politiker mit einem Satz zitiert wird – stand der dann in der „Presse“? Oder in der „Die Presse“? Seufz, jetzt brauch ich einen gelber Muskateller.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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